Betriebsräte sind in der Branche längst überfällig

Es ist eine wahre Pioniertat, die die Hamburger Beschäftigten von Deutschlands größter Friseurkette Klier vollbringen wollen. Betriebsräte gibt es in der Branche bislang nur in wenigen Ausnahmefällen, entsprechend schlecht ist es um die Rechte der Mitarbeiter bestellt. Im Vergleich zu anderen Berufen verdienen Friseurinnen eher mäßig, und manch ein Meister nimmt es mit den Arbeitszeiten nicht so genau – auch deshalb, weil er sich selbst ausbeutet, um im harten Konkurrenzkampf der Branche überhaupt bestehen zu können.

Im Gegenzug kennen nur die wenigsten der meist weiblichen Mitarbeiter ihre Rechte oder trauen sich zumindest nicht, diese gegenüber dem Chef auch durchzusetzen.

Daher ist es richtig und wichtig, dass es zumindest bei einem großen Unternehmen eine Mitarbeitervertretung gibt, die auf die Einhaltung bestimmter Standards wie eine vernünftige Pausenregelung, eine Mindestbesetzung in den Salons oder die Schaffung sanitärer Einrichtungen achtet. Diese Standards können zum Vorbild für andere Betriebe der Branche werden, auch wenn sich sicher längst nicht überall Betriebsräte etablieren werden, da viele Salons dafür schlicht zu klein sind.

Unverständlich ist hingegen die harte Haltung der Geschäftsleitung von Deutschlands größter Friseurkette, die den Mitarbeitern bei der Gründung eines Betriebsrats jede Menge Steine in den Weg legt. Zwar argumentieren die Verantwortlichen, sie hätten generell nichts gegen eine Mitarbeitervertretung. Doch ihr Angebot, die Beschäftigten könnten ja für jeden Salon einzeln einen Betriebsrat gründen, erinnert fatal an die Taktik eines großen Lebensmitteldiscounters, der den Gesamtkonzern in so winzige Einheiten aufteilte, dass die Einrichtung einer schlagkräftigen Vertretung praktisch unmöglich wurde.

Das Hamburger Arbeitsgericht hat sich von der spitzfindigen Argumentation der Geschäftsleitung nicht beeindrucken lassen. Es bleibt zu hoffen, dass heute auch die nächsthöhere Instanz im Sinne der Beschäftigten entscheiden wird. Für die rund 6000 Friseurinnen und Friseure in Hamburg wäre dies ein großer Fortschritt.