Senat investiert zu wenig in den Ausbau von Radwegen

Die jetzt vorgelegte Strategie des Senats zur Zukunft des Radverkehrs ist alles andere als ein großer Wurf. In den kommenden vier Jahren sollen danach in der Stadt 100 Kilometer Radwege auf den neuesten Stand gebracht werden. Das ist zwar ein wenig mehr als von 2008 bis heute, aber gerade einmal ein Zehntel des gesamten Radwegenetzes in Hamburg.

Zwar sind die Radwege in Hamburg nicht durchweg marode. Doch dass der Aufwand für die Instandsetzungen derart gering ist, zeigt schon, dass das Thema Radfahren von diesem Senat nicht sonderlich wichtig genommen wird. Für diese Erkenntnis braucht man nicht einmal passionierter Radler zu sein.

Die Zahlen sprechen für sich: Seit den 90er-Jahren gibt es etwa die Idee des Veloroutennetzes, eine Art Schnellstraße aus den Bezirken in die Innenstadt für Radfahrer. Doch noch immer gibt es keine komplett zusammenhängende Strecke. So kann das Rad nicht zu einer wirklichen Alternative zum Auto werden. Erst recht dann nicht, wenn sich der Senat keine ambitionierteren Ziele steckt. So will er zwar den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr auf 18 Prozent erhöhen. Aber er verschweigt, bis wann er das Ziel erreichen will.

Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Mehr Radverkehr bedeutet weniger Autos, weniger Abgase, weniger Lärm. Und das in einer Stadt, der gerade Strafzahlungen von der EU drohen, weil die Schadstoffbelastung über den Grenzwerten liegt. Und: Ein funktionierender Radverkehr ist längst ein Standortvorteil im Wettbewerb der Metropolen geworden.

Trotz dieser Politik ist das Rad in Hamburg beliebt. Das Leihsystem Stadtrad ist der Beweis dafür. Innerhalb von vier Jahren wuchs die Zahl der Fahrten von 306.000 auf mehr als zwei Millionen und die Zahl der Kunden von 36.500 auf fast 200.000 - eine absolute Erfolgsgeschichte.

Und was macht die Stadt daraus? Sie werde die Radwege "im Rahmen der Möglichkeiten" ausbauen und instand setzen, ließ sie nun wissen. Der Ausspruch erinnert an einen vernichtenden Zeugniseintrag: "Er war stets bemüht, pünktlich zu sein." Der Eintrag in ein Armutszeugnis.