“Im vergangenen Jahr wurde mehr als die doppelte Strecke für den Radverkehr saniert als noch im Jahr 2008“, sagte Horch. Einen Erfolg können jedoch weder die Grünen noch der ADFC in der Zwischenbilanz sehen.

Hamburg. Die Stadt hat in den vergangenen fünf Jahren gut 72 Kilometer Radwege ausgebaut oder instandgesetzt. In den kommenden vier Jahren sollen noch einmal 100 Kilometer hinzukommen. So lauten die Eckpunkte dem Fortschrittsbericht zur Radverkehrsstrategie des Senats. Der beurteilt die Entwicklung auf diesem Gebiet durchaus positiv. "Das Tempo bei der Radverkehrsförderung konnten wir spürbar steigern. Im vergangenen Jahr wurde mehr als die doppelte Strecke für den Radverkehr ausgebaut oder saniert als noch im Jahr 2008", sagte Verkehrssenator Frank Horch (parteilos). Ziel sei es, den Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehr auf gut 18 Prozent gegenüber dem Jahr 2002 zu verdoppeln.

Einen Erfolg indes können weder die Grünen noch der ADFC in der Zwischenbilanz sehen. "Einen starken Willen, künftig mehr Räder auf die Straße zu bringen, lässt das Papier nicht erkennen", moniert etwa Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Er sagt, der Fortschrittsbericht habe einen "hässlichen Schönheitsfehler". Ihm fehle ein Datum, bis wann der Senat den Anteil des Radverkehrs auf 18 Prozent steigern wolle. "Der Senat möchte seine Radverkehrsmaßnahmen nicht mit Vorrang durchsetzen, sondern zieht sich oft auf die Ausreden unklare Finanzierung oder bauliche Herausforderungen zurück", so Steffen weiter. Dabei könne Radverkehrsförderung durchaus auch mit einfachen Mitteln betrieben werden. "Fahrradstraßen, Fahrradampeln und mehr Schutz- und Radfahrstreifen sind Maßnahmen, die nicht viel kosten, dem Radverkehr aber sehr zugute kommen."

Auch der ADFC kann keine Aufbruchstimmung in der Senatsstrategie erkennen. "Es gibt keinen ernsthaften Willen, den Radverkehr zu fördern", sagt Dirk Lau, stellvertretender Landesvorsitzender des Fahrradclubs. Zwar habe die Stadt angekündigt, die Velorouten, also die Verbindungen aus den Bezirken in die Innenstadt, weiter ausbauen zu wollen. "Aber das kommt nicht wirklich voran." So sei noch nicht eine der 14 geplanten Routen fertiggestellt. "Der Ausbau der Velorouten wird seit Jahren kaum vorangetrieben", so Lau weiter. "Wenn man Glück hat, dann wird ein Teilstück im Rahmen der Busbeschleunigung ausgebaut." Doch dies allein könne das Radfahren in Hamburg nicht sicherer und bequemer machen. "Radverkehr wird immer als etwas Kompliziertes aufgebauscht. Dabei würde Tempo 30 innerorts schon ausreichen."