Günstige Zimmer für Azubis wären im Interesse der Stadt

Selten hat sich der von Olaf Scholz geführte Senat in den zwei Jahren seit Ablösung der CDU so desinteressiert an einem Thema gezeigt wie beim Bau - eigentlich müsste es heißen bei der Verhinderung - des geplanten Auszubildendenwohnheims. Lieblos ist noch die netteste Beschreibung für politisches Handeln, das zu massiven Verzögerungen führte. Erst blockte die Baubehörde, dann lieferte die Sozialbehörde ein Konzept, das junge Wohnungssuchende wie eine Verhöhnung empfinden dürften. Gutes Regieren ist das nicht, anders als versprochen.

Worum geht es? Für Studenten gibt es Wohnheime in Uninähe mit bezahlbaren Zimmern. Um die noch jüngeren Auszubildenden kümmert sich die Stadt nicht. Doch deren schmales Einkommen ist nicht höher als das BAföG-kassierender Studierender. Und genau wie an den Universitäten wächst auch in den ausbildenden Betrieben die Zahl der jungen Menschen, die von außerhalb kommen und in Hamburg eine Unterkunft finden müssen. Hier setzt das schon vor Jahren entwickelte Konzept eines Auszubildendenwohnheims an. Unterstützt von Kammern, Firmen und Innungen sollte in Wilhelmsburg, wo auch die mit Abstand meisten Berufsschulen sind, ein Wohnheim für 600 Azubis entstehen.

Herausgekommen ist die absurde Idee, 50 jugendliche Auszubildende zusammen mit mehreren Hundert Obdachlosen und Flüchtlingen unterzubringen. Welcher Minderjährige soll dort einziehen? Welches Unternehmen mutet das einem neuen Mitarbeiter zu? Wie soll sich eine solche Einrichtung finanzieren? Das Projekt ist zum Scheitern verurteilt.

Vor allem für kleinere Unternehmen, die sich Firmenwohnungen oder -zimmer nicht leisten können, wäre ein Wohnheim mit Betreuungskonzept ein Standortvorteil beim Ringen um die besten Auszubildenden. Etwa 12.000 von ihnen und damit ein Drittel kommen nicht aus der Stadt, sondern irgendwo aus Norddeutschland. Warum diese künftigen Fachkräfte sich selbst überlassen werden, bleibt das Geheimnis der Landesregierung.

Wenn der Senat nichts für wohnungssuchende Auszubildende tun will, dann sollte er es ehrlich sagen.