Inklusions-Förderung muss dringend überarbeitet werden

Anspruch und Wirklichkeit klaffen in Sachen Inklusion an den Hamburger Schulen weit auseinander. Die jüngsten Anmeldezahlen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bestätigen den Trend der vergangenen Jahre: Immer mehr Eltern dieser Jungen und Mädchen wünschen sich für ihre Kinder den gemeinsamen, eben inklusiven Unterricht an einer Regelschule.

Es ist das gute Recht von Vätern und Müttern, ihre Kinder nicht mehr auf Sonderschulen anzumelden. So sieht es das Hamburger Schulgesetz vor. Überhaupt nicht gut ist dagegen, dass dieser Ansturm vor allem viele Stadtteilschulen unvorbereitet trifft.

Es kommt hinzu, dass die Gesamtzahl der Kinder mit Defiziten in den Bereichen Lernen, Sprache und emotionale Entwicklung (LSE) innerhalb weniger Jahre um mehr als 50 Prozent angestiegen ist. Einmal abgesehen davon, dass hier dringend Ursachenforschung betrieben werden muss, da nicht anzunehmen ist, dass sich die Schülerschaft derart schnell verändert hat: Auch diese Steigerungsraten kann ein Schulsystem bewältigen, wenn es entsprechend ausgestattet ist.

Und das ist das Problem in Hamburg: Die Zuweisung von Sonderpädagogen an die Stadtteilschulen basiert auf der Annahme, dass der Anteil an Inklusionskindern im Mittel bei fünf Prozent liegt. Real beträgt die Quote 6,6 Prozent - Tendenz steigend. Und die Schwankungen von Schule zu Schule sind erheblich und erreichen Werte von mehr als 20 Prozent.

Das System der Ausstattung mit Fachpersonal, das Schulsenator Ties Rabe (SPD) eingeführt hat, erweist sich zunehmend als zu bürokratisch und unflexibel. Es orientiert sich nicht an der tatsächlichen Zahl der Inklusions-Kinder, sondern am Sozialindex der Schule und ihres Stadtteils.

Es ist nicht so, dass Rabe das Problem nicht erkannt hätte. Bis zum Sommer will der Senator eine Überarbeitung der Inklusions-Förderung vorlegen. Hoffentlich gibt es dann auch die Studie über die Ursachen des Anstiegs, die Rabe in Auftrag gegeben hat. Die Zeit drängt, weil es nicht zuletzt darum geht, die Stadtteilschulen als attraktive Alternative zu den Gymnasien dauerhaft zu etablieren.