So schnelllebig ist das Fußball-Geschäft: Der Coach könnte schon bald die Nummer eins beim HSV in diesem Jahrtausend werden

Nun werden sie schon mutiger beim HSV. Jetzt sprechen sie sogar von Europa, obwohl dieses Wort eigentlich auf dem Index stand. Torwart René Adler sagt, die Mannschaft werde alles tun, "um das internationale Geschäft zu erreichen". Kapitän Heiko Westermann befindet: "Es ist der größte Anreiz überhaupt, da oben mitzumischen." Auch Trainer Thorsten würde natürlich nur zu gern international spielen, hält aber noch den Ball flach. Seine These: "Was gibt es Besseres, als wenn man immer das nächste Spiel gewinnen will?"

Am Sonnabend spielt der HSV gegen den Abstiegskandidaten FC Augsburg. Für Fink, der sein Amt als HSV-Trainer am 17. Oktober 2011 angetreten hat, ist es bereits das 51. Bundesliga-Spiel in sportlicher Verantwortung. Damit ist er in diesem Jahrtausend auf Platz drei der HSV-Trainer mit den meisten Bundesliga-Spielen vorgerückt. So schnelllebig ist das Geschäft.

Vor Fink rangieren nur noch Thomas Doll, der es von Oktober 2004 bis Februar 2007 auf 79 Begegnungen gebracht hatte, und der Österreicher Kurt Jara, der von Oktober 2001 bis Oktober 2003 auf 69 Partien kam. Mit 49 Spielen hatte bislang Huub Stevens (von Februar 2007 bis Juni 2008) Rang drei inne.

Nachdem im Oktober 2001 Sportchef Holger Hieronymus für zwei Partien eingesprungen war, gab es einen ständigen Wechsel auf der Trainer-Position: Martin Jol liegt auf Platz fünf (34 Spiele) vor Klaus Toppmöller (33), Bruno Labbadia (32), Armin Veh (28), Michael Oenning (14), Rodolfo Cardoso (zwei), Ricardo Moniz (zwei) und Frank Arnesen (eins). Von allen 33 Männern, die sich in Hamburg als "Vorturner" der HSV-Profis versuchten, amtierten nur drei mehr als 100 Spiele lang. Kuno Klötzer, der 136 Spiele von 1973 bis 1977 schaffte, Frank Pagelsdorf, der es zwischen 1997 und 2001 auf 142 Partien brachte, und der große Ernst Happel, der sogar 204-mal auf der Bank saß.

Und nun schickt sich Thorsten Fink an, die Rekordliste aufzumischen. In dieser Saison wird er es insgesamt noch auf 59 Spiele bringen, und sollte er - wonach es derzeit aussieht - eine weitere Spielzeit bleiben, könnte er im Sommer 93 HSV-Spiele absolviert und sogar die erfolgreiche HSV-Legende Branko Zebec überflügelt haben. Dabei sah es anfangs nicht nach einer langen Fink-Ära aus. Das Duo aus Sportchef Frank Arnesen und Fink geriet in schwere Turbulenzen und in den Abstiegskampf. Rückblickend verriet Fink dem Abendblatt: "Diese Situation wurde schon sehr weit getrieben. Ich dachte schon, einer muss gehen ..." Heute darf der HSV von Tabellenplatz sechs sogar von Europa träumen.

Auch wenn ich anfangs zu den Skeptikern gehörte, sage ich jetzt: Finks Verdienst. Der Mann hat den Laden im Griff, das Trainer-Team funktioniert, arbeitet individuell mit den Spielern und spielt sogar mit verschiedenen Taktiken. "Ohne Thorsten Fink", sagt Westermann, "wären wir abgestiegen."

Fink hat gehalten, was er schon im Dezember 2012 im Abendblatt versprochen hatte: "Ich werde mich aufreiben, in allen Bereichen Vollgas geben und den Verein mit allen verfügbaren Mitteln verteidigen." Ein weiterer Satz macht besonders Hoffung: "Ich habe noch lange nicht genug, ganz im Gegenteil: Ich brenn wie eine Fackel ..."

Wenn man ihn mal fünf Jahre am Stück arbeiten lasse, so der Trainer im Scherz, könne der HSV durchaus einmal wieder Meister werden. Wer weiß? Die HSV-Führung unter Carl-Edgar Jarchow hat sich vorgenommen, keinen erfolgreichen Trainer mehr zu entlassen. Gute Zeiten für Thorsten Fink. Und für den HSV.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab