Knapp 800 Einsprüche gegen neue Windräder in Hamburg

Immer mehr Menschen befürworten den Ausbau erneuerbarer Energien. Aber bitte nicht vor der eigenen Haustür. Schattenwurf durch die sich drehenden Rotoren oder Lärmbelästigung durch die Geräusche der Räder sorgen deshalb öfter für Proteste gegen Windkraftanlagen in Deutschland. Dabei stehen die meisten Räder mindestens einige Hundert Meter entfernt von der Wohnbebauung. Geräusche werden allenfalls bei einem Spaziergang in Richtung Windpark wahrgenommen. Trotzdem beschäftigen sich viele der knapp 800 Einsprüche, die nach der Auslegung der künftigen Windgebiete in Hamburg von Bürgern erhoben wurden, mit diesen Beschwerdearten.

Schattenwurf kann es im Einzelfall tatsächlich geben, der Gesetzgeber hat dies nur an 30 Minuten pro Tag erlaubt. Das ist verkraftbar. Wird diese Zeitspanne überschritten, müssen die Räder automatisch abgeschaltet werden. Dass keiner ein Windrad direkt vor seinem Haus haben will, ist verständlich. Auch sind einzelne Einsprüche der Bürger wohl berechtigt. Aber bisweilen stehen grundsätzliche Bedenken hinter den Einsprüchen, denn die Anlagen in Hamburg müssen mindestens 500 Meter Abstand zu Wohnhäusern einhalten.

Bei diesem Konflikt geht es um mehr als ein paar Windräder. Es geht um die Abwägung zwischen Einzelinteressen und dem Gemeinwohl mit dem Ziel, die Energiewende zu meistern. Seien wir ehrlich: Ohne Windkraft wird der angepeilte Ausstieg aus der Atomenergie nicht gelingen. Wer Kernkraftwerke vom Netz nehmen will, muss sich dessen bewusst sein. Neue Offshore-Anlagen allein können - zumindest in naher Zukunft - das Energieproblem nicht lösen, zumal es noch keine Seekabel gibt. Auf den windreichen Norden kommt hier eine besondere Verantwortung zu.

Deshalb muss politisch alles getan werden, um zu verhindern, dass einzelne Bürger allgemein bedeutende Projekte über Gebühr verzögern oder verhindern können, wie seinerzeit die geplante Transrapidstrecke Hamburg-Berlin. Individuelle Interessen haben bei einem Jahrhundertprojekt wie der Energiewende zurückzustehen.