McAllister sucht seine Rolle im niedersächsischen Wahlkampf

Seit knapp zweieinhalb Jahren ist David McAllister Ministerpräsident von Niedersachsen, er verdankt diesen Job Christian Wulff. Als dieser sich von Bundeskanzlerin Angela Merkel wegloben ließ aus der aktiven Politik auf den Stuhl des Bundespräsidenten, da gab es in Hannover innerhalb der schwarz-gelben Koalition keine zwei Meinungen: Infrage kam nur der Halbschotte McAllister.

Der 41-Jährige spielt seither mit großem Geschick die Rolle eines Regierungschefs, immer bemüht, es möglichst großen Teilen der eigenen Partei wie des Wählervolkes recht zu machen. Die Folge ist ein weitgehender Stillstand der Landespolitik. Um nur einmal das offenkundigste Beispiel zu nennen: Statt sich bei der Energiewende offensiv zu positionieren und in Berlin für schnelle Entscheidungen zu sorgen, die die Anbindung neuer Offshore-Windparks ermöglicht, schweigt McAllister. Statt Bundesumweltminister Peter Altmaier auf die Füße zu treten, weil der zögert und zaudert, fährt McAllister just heute lieber in seine Heimatregion Cuxhaven, um ein Hafenterminal einzuweihen, das doch eigens gebaut worden ist, um Windparks im Meer zu ermöglichen.

Niemand verlangt von McAllister, dass er sich als Spitzenkandidat selbstmörderisch wie Norbert Röttgen mit der Bundeskanzlerin anlegt. Aber auch die humorigste Wahlkampagne in der Geschichte der CDU Niedersachsen kann nicht übertünchen, dass der selbst ernannte schottische Häuptling des niedersächsischen CDU-Clans gar nicht weiß, was ein Kriegsbeil ist.

Dass McAllister sich die falsche Rolle ausgesucht hat, wurde auch auf dem CDU-Landesparteitag in Celle deutlich. Da forderte er wie ein Trainer die CDU-Mitglieder auf, nicht auf der Reservebank sitzen zu bleiben, sondern aufs Spielfeld zu eilen und im Wahlkampf möglichst viele und am Ende spielentscheidende Tore zu schießen. Genau das aber wäre seine Aufgabe als Antreiber auf dem Platz. Stattdessen steht er am politischen Spielfeldrand. Was McAllister nicht zu Ende gedacht hat: Wenn es im Fußball mal schlecht läuft, muss fast immer der Trainer dran glauben.