Neues Konzept für St. Paulis Rindermarkthalle

Wie soll sich die Stadt entwickeln, wem gehört sie eigentlich? Immer wieder flammt in Hamburg über solche Fragen Streit auf. Die Zukunft der alten Rindermarkthalle auf St. Pauli ist einer dieser umstrittenen Orte, die besonders viel Symbolkraft haben, weil in diesem Stadtteil Investoren- und Anwohner-Interessen häufig aufeinanderprallen. Mit der jetzt von der Finanzbehörde überraschend verkündeten Lösung ist eine nicht ganz befriedigende Situation entstanden. Das neue Konzept mit Wochenmarkt-Halle und Lebensmittelgeschäften entspricht zwar im Grunde den Forderungen vor Ort. Die Idee einer neuen Konzerthalle für St. Pauli ist damit auf lange Zeit vom Tisch. Der Protest dagegen hat offensichtlich eindrücklich Wirkung gezeigt. Doch der Jubel über die neuen Pläne ist zu Recht verhalten. Denn wieder ist die Entscheidung hinter verschlossen Türen gefallen - obwohl von Politik und Behörden immer wieder eine aktive Bürgerbeteiligung versprochen wurde. Das macht stutzig, denn eine Bürgerbeteiligung sollte mehr sein als nur lange Palaverabende und Wunschzettel, die man an Stellwände heften darf. Beteiligung kann nicht nur eine Beteiligung an der Diskussion, sondern muss auch eine Beteiligung an der Entscheidung sein, wenn sie denn wirklich gewollt ist.

So aber entsteht der Eindruck, dass alle Ankündigungen von neuen Formen der Bürgerbeteiligung in der Stadt eher neue Formen der Bürgerberuhigung sein sollen.

Aber vielleicht braucht man auch keine weiteren Workshops, Zukunftswerkstätten, Arbeitsgruppen und andere Diskussionszirkel. Der Fall der alten Rindermarkthalle hat gezeigt, dass begründeter Protest auch so zu guten Ergebnissen führen kann. Eine Wochenmarkt-Halle und Lebensmittelgeschäfte passen gut in ein lebenswertes Quartier - auch wenn etliche Investoren in einer begehrten Ecke der Stadt sich dort gute Geschäfte versprechen würden. Zwar ist der Mietvertrag zunächst auf zehn Jahre begrenzt. Doch wenn der neue St.-Pauli-Markt von den Anwohnern gut besucht wird, dürfte er zur Dauereinrichtung werden. Das wäre auch eine Form der Bürgerbeteiligung.