Stadt muss genauer prüfen, wer Unterstützung erhält

Haben Sie Ihren Zahnarzt je gefragt, ob wohl eine Zahnreinigung fällig ist? Und was würde Ihr Automechaniker auf die Frage antworten, ob der Wagen eine Inspektion braucht? Ja! Natürlich! Ebenso werden Anbieter der Jugend- oder Familienhilfe dazu tendieren, immer weitere oder neue Hilfen zu verordnen. Ihre Situation unterscheidet sich von den ersten beiden Beispielen aber entscheidend: Familienhilfen bezahlt der Staat. Muss er sogar bezahlen, weil die Menschen einen Rechtsanspruch darauf haben. Daher ist es nur logisch und zwingend, dass eine staatliche Stelle über die Bewilligung und Art der Maßnahme entscheidet.

Dass das in Hamburg, vorsichtig formuliert, wohl nicht immer der Fall war, stimmt nachdenklich. Wenn die Träger - nicht formal, aber de facto - selbst entscheiden, wem sie welche Hilfe zukommen lassen, würde das einen nicht zu tolerierenden Selbstbedienungsladen öffnen. Das könnte zum einen zum enormen Anstieg der Kosten für die "Hilfen zur Erziehung" um gut 100 Millionen Euro seit 2001 beigetragen haben. Es stellt zum anderen aber auch die Träger unter den Generalverdacht, möglicherweise nicht immer fachliche Gesichtspunkte in den Vordergrund zu stellen.

Das Problem der ausufernden Kosten allein den Hilfe-Anbietern anzulasten greift aber zu kurz. Es gehört immer zuerst eine überforderte, hilfsbedürftige Familie dazu - und wir sollten uns fragen, warum es so viele davon gibt. Zweitens gehört immer auch eine Behörde dazu, die eine Hilfsmaßnahme prüft und bewilligt oder eben zulässt, dass sie ohne Prüfung aufgenommen wird. Und auch da sollte man fragen, warum das so ist. Es liegt in der Regel nämlich nicht am fehlenden Willen, sondern schlicht am fehlenden Personal, insbesondere bei den Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD). Und vor genau diesem Personalmangel, vor Überlastung und hohen Krankenständen warnen Bezirksämter und Gewerkschaften seit Jahren. Getan hat sich wenig - während die Kosten für Familienhilfen weiter steigen. Dass Senat und Bezirke das Problem erkannt haben und gegensteuern, lässt immerhin hoffen.