Ein Generationsabriss droht bei ARD und ZDF.

Am Sonnabend war es noch einmal wie in der guten alten Zeit: Die Familien saßen geschlossen vor dem Fernseher und schauten "Wetten, dass ..?" Genau genommen waren es 12,43 Millionen Menschen, die Thomas Gottschalks erste Abschiedsshow - drei weitere kommen noch - aus dem Coliseo Balear auf Mallorca verfolgten.

Beim ZDF weiß man, dass diese gigantisch gute Quote die Ausnahme bleiben wird. Sie ist dem Umstand geschuldet, dass der Boulevard für die Wettshow aus Palmas Stierkampfarena lautstark trommelte und die Wettbewerber kein auch nur halbwegs konkurrenzfähiges Programm zustande brachten. Wenn zeitgleich zu "Wetten, dass ..?" bei RTL aber nach vermeintlichen Superstars gefahndet wird, geht bei Gottschalk die Quote in den Keller. Die große Sonnabendabendshow für die ganze Familie ist eben ein Auslaufmodell. Von daher ist es für das ZDF keine Katastrophe, dass Gottschalk aufhört. Auch seinen sich andeutenden Wechsel zur ARD wird das Zweite verkraften. Abgesehen von "Wetten, dass ..?" hat Gottschalk in den vergangenen Jahren kein auch nur halbwegs erfolgreiches Format zustande gebracht.

Das ZDF hat ganz andere Probleme. Seine Zuschauer sind im Schnitt 61 Jahre alt. Die Jungen nehmen das Zweite kaum noch zur Kenntnis. Ein Generationsabriss droht. So wie bisher kommt der Sender noch fünf, zehn, mit Glück vielleicht sogar noch 15 Jahre zurecht. Länger aber nicht.

Am Freitag hat der ZDF-Fernsehrat mit Thomas Bellut einen Mann zum Intendanten gewählt, der um dieses Problem weiß. Als Programmdirektor ist es ihm bereits punktuell gelungen gegenzusteuern: Mit der "heute show" bescherte er dem Zweiten eine Sendung, die von jungen Zuschauern angenommen wird. Die neuen Spartenkanäle ZDFneo und ZDFkultur richten sich ebenfalls an ein jüngeres Publikum. Formate der beiden sollen nach und nach ins Hauptprogramm übernommen werden. Auch der Erwerb der Übertragungsrechte der Champions League trägt zur Verjüngung des Programms bei, obwohl er für die Gebührenzahler mit 50 Millionen Euro pro Jahr unangemessen teuer ist.

Dagegen sieht die ARD vergleichsweise alt aus: Die "Sportschau" droht die Fußball Bundesliga an ein Internetportal zu verlieren. Mit Günther Jauchs neuem Polit-Talk dürfte das Erste vor allem die Generation 60 plus ansprechen. Kai Pflaume, den die ARD für den zum ZDF abgewanderten Jörg Pilawa holte, ist ebenfalls ein Fall für ältere Zielgruppen - wie der 61 Jahre alte Gottschalk, der wohl bald im Vorabendprogramm seine Späße macht.