An eintönigen Innenstädten sind auch wir Kunden schuld.

Eigentlich sollten sie in den Stadtzentren unter Artenschutz gestellt werden: die vom Inhaber geführten Läden, die ihr Sortiment kennen wie ihre Stammkunden und deren Vorlieben. Doch es gibt keinen Bestandsschutz für unverwechselbare Buchhandlungen, Plattenläden, Feinkost- und Schreibwarengeschäfte, Konditoreien oder Schmuckläden. Selbst wenn sie Jahrzehnte im Dienst ihrer zufriedenen Kunden gestanden haben, verschwinden sie immer häufiger aus dem Stadtbild und hinterlassen eine merkwürdige Leere.

Denn was den unverwechselbaren Läden folgt, ist stets verwechselbar. Vor allem in den besten Citylagen dominieren die Filialen der großen Ketten. Nur sie sind offenbar in der Lage, mit normierten Angeboten und ausgebufften Verkaufsstrategien exorbitant hohe Mieten aufzubringen. Auch in Hamburg ist dieser Verdrängungsprozess zu beobachten, wie die aktuelle Existenzbedrohung des renommierten Plattenladens Hanse-CD zeigt.

Ewig gleiche Läden mit ewig gleich gestyltem Angebot sind eine Folge der Globalisierung. Wer ein Spielzeuggeschäft in New York oder Oslo, Bukarest oder Zürich, Peking oder Hamburg betritt, findet das gleiche Angebot internationaler Marken. Aber es wäre zu einfach, nur den Profitstrategien der Konzerne die Schuld zu geben.

Stets, ständig und überall auf ein gewiss großes, aber eben doch genormtes Angebot zugreifen zu können ist nämlich auch für Kunden bequem. Dass global operierende Unternehmen ihr weitgehend gleiches Sortiment global erfolgreich vermarkten können und unsere Städte damit zwangsläufig in ihren Zentren langweilig, öde und uniform werden, funktioniert nicht zuletzt, weil wir Kunden uns mit deren Angebot zufriedengeben. Dabei müssten wir das nicht. Wir könnten mit den Füßen abstimmen, die großen Filialen zumindest von Zeit zu Zeit links liegen lassen, ein paar Schritte mehr laufen, vielleicht ein paar Euro mehr ausgeben - in den kleinen und individuellen Läden, die es hier und da noch gibt. Und wir würden belohnt, weil wir dort interessanten Menschen begegnen, vielleicht Entdeckungen machen können. Wenn wir uns bewusst würden, wie attraktiv es ist, so einzukaufen, müsste sich niemand Sorgen um die Zukunft von Hanse-CD & Co. machen.