Weitere Auslandseinsätze sind Deutschland nicht zuzumuten.

Man kann das Land Afghanistan in diplomatisch glättender Sprachregelung wohlwollend beschreiben. Man kann aber auch gnadenlos anführen, es handle sich um ein Land, dessen in archaischen Stammesstrukturen erstarrte Gesellschaft total von Korruption und Gewalt durchdrungen ist. Und in dem unsere gelebten westlichen Werte wie Demokratie, Pluralismus, Religions- und Meinungsfreiheit, zurückhaltend formuliert, nicht gerade oberste Priorität genießen.

Und nun die Gretchenfrage an unsere Leserinnen: Sind Sie dafür, dass Ihr Ehemann, Bruder oder Sohn sein Leben riskiert, um in Afghanistan für Sicherheit zu sorgen?

Genau das ist nämlich der entscheidende Punkt, wenn Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon noch mehr deutsche Soldaten für Auslandseinsätze anfordert - weit vor kalter Staatsräson oder dem Schielen auf einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat. Welche militärischen Aufgaben mit hohem Risiko sind für Deutschland sinnvoll und zumutbar? Die Sicherung der internationalen Seewege? Zweifellos. Die Friedenserhaltung auf dem Balkan, also in europäischer Nachbarschaft? Auf jeden Fall. Die Verteidigung angegriffener Nato-Partner? Gewiss - aber nicht ohne genau hinzuschauen. Die Bundeswehr ist allein aus Bündnissolidarität zu den USA in Afghanistan, nicht aber, weil originäre deutsche Sicherheitsinteressen berührt wären. Die USA sind 2001 aber nicht von Afghanistan angegriffen worden; sie sind am Hindukusch einmarschiert, weil die Taliban sich weigerten, die eigentlichen Täter - Saudis vor allem - auszuliefern.

Deutschland kann nicht sofort vom Hindukusch abziehen, ohne ein sicherheits- und bündnispolitisches Chaos anzurichten. Aber es kann künftig sehr genau hinsehen, aus welchem Anlass es das Leben seiner Soldaten riskiert. 89 Tote hat die Bundeswehr seit Beginn der Auslandseinsätze 1990 zu beklagen; rund ein Dutzend solcher Missionen mit gut 7000 Soldaten fährt unsere Armee gegenwärtig. Der Bundeswehr droht überdies eine drastische Verkleinerung; mit großzügiger Aufstockung der Ausrüstung ist auch kaum zu rechnen. Ban Ki-moon sollte froh sein, dass Deutschland seit zwei Jahrzehnten bereit ist, mit seiner chronisch unterfinanzierten Parlamentsarmee am Rande seiner militärischen Leistungsfähigkeit zu operieren. Mehr ist nicht drin.

An welche Einsätze wäre denn auch als Nächstes gedacht - Kongo, Kaukasus, Korea? Nein danke, Herr Ban.

Deutschland ist kein Weltpolizist.