Hamburgs FDP dümpelt in den Umfragen bei vier Prozent.

Eigentlich, so sollte man denken dürfen, müsste es der Partei richtig gut gehen. Hamburg ist weltoffen und modern - eine FDP sollte von dieser Mentalität profitieren. Hamburg hat die schwarz-grüne Schulreform mit überragender Mehrheit in einem Volksentscheid abgelehnt, und die FDP - als einzige Partei gegen das Reformprojekt aufgestellt - sollte das in Form von Wählerzustimmung merken. Hamburg hat die Wirtschaftskrise heftiger gespürt als andere Regionen, profitiert aber auch stärker vom Aufschwung. Eigentlich Pluspunkte auf dem FDP-Konto. Doch die Elbliberalen bekommen nichts ab vom Wählerkuchen. In den Umfragen dümpeln sie bei vier Prozent. Besserung ist nicht in Sicht.

Auch nicht durch Hilfe der Bundespartei. Sie liefert nicht die Unterstützung, die Hamburgs FDP jetzt aus dem Keller helfen könnte. Abgestürzt um rund zehn Prozentpunkte, kämpft sie in bundesweiten Umfragen mit der Fünf-Prozent-Hürde. Statt sich mit dem politischen Gegner zu beschäftigen, zerfleischen sich die Liberalen selbst. Ans Ende der DDR fühle er sich bei seiner Partei erinnert, tönt der schleswig-holsteinische Vordenker der FDP. Einmal von der Verbalkette gelassen, legt Wolfgang Kubicki noch nach: die Lage aussichtslos; die Partei auf ganzer Linie enttäuschend; die Fraktionschefin im Bundestag nicht wahrnehmbar. Solche Worte findet nur, wer seine Partei liebt und an ihr verzweifelt.

Zum Verzweifeln ist aus Sicht Hamburger Liberaler - und aus der des potenziellen Koalitionspartners CDU - der Zustand der Elbliberalen. Ein Blick zurück: Seit beinahe 20 Jahren zeichnet sich die Partei durch Erfolglosigkeit und internen Streit aus, blendet man die kurze Zeit der ersten (schnell gescheiterten) CDU-Schill-FDP-Koalition mal aus. Die erfolgreichen sozialliberalen Koalitionen liegen lang zurück. Seither hat sich die Partei zigfach neu erfunden, neu aufgestellt, neu zerschlissen. Geblieben ist eine blasse, konturenlose Parteispitze - und eine programmatische Leere.

Dass es vermutlich auch im nächsten Jahr wieder nicht reichen wird, hat die FDP aber nicht nur sich selbst, sondern auch Bürgermeister Christoph Ahlhaus zu verdanken. Dass das Gesicht des Widerstands gegen die Primarschule, Walter Scheuerl, nicht für die Partei der Schulreformgegner, sondern für die CDU kandidiert, zerstört vermutlich die letzten theoretischen Chancen auf den Einzug ins Landesparlament.