Weniger Egoismen und harte Sanktionen sind die letzte Chance.

Es steht schlecht um die Euro-Zone. Griechenland ist faktisch pleite, Irland kann die Rettung seiner Banken nicht mehr aus eigener Kraft stemmen, und bei Portugal, Spanien und Italien dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Euro-Partner finanzielle Hilfen leisten müssen. Die ersten Milliarden haben Deutschland und andere Euro-Staaten bereits in Form von Krediten an Athen überwiesen. Ob die Geberländer dieses Geld jemals wiedersehen, muss bezweifelt werden. Selbst der von der EU und dem Internationalen Währungsfonds gespannte Rettungsschirm im Umfang von 750 Milliarden Euro wird mit Blick auf die gigantischen Schuldenberge nicht ausreichen, um den finanziellen Kollaps der Euro-Zone zu vermeiden. Gut gemeinte Kredite und Bürgschaften können den Tod des Euro nur hinauszögern, verhindern können sie ihn aber nicht.

Euroland muss endlich zu einer Wirtschafts- und Finanzunion werden, in der die Regierungen ihre nationalen Budgets und Konjunkturmaßnahmen detailliert aufeinander abstimmen. Denn eine gemeinsame Währung kann auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn sie von einer Wirtschaftspolitik aus einem Guss flankiert wird. Zudem müssen die Regeln, die man bei der Geburt des Euro formuliert hat, auch eingehalten und Verstöße dagegen hart bestraft werden. Wie kann es sein, dass Länder über Jahre die Schuldengrenzen des Maastricht-Vertrags ohne Konsequenzen überschreiten? Wer sich nicht an die klaren Vorgaben hält, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Dass Deutschland und Frankreich diese automatischen Strafen für Defizitsünder vor wenigen Wochen verhindert haben, ist nicht nachvollziehbar und kann sich noch als teurer Fehler erweisen.

Die Euro-Zone leidet unter mächtigen Politikern, die nicht bereit sind, nationale Kompetenzen an Brüssel und Straßburg abzugeben. Doch ohne die Preisgabe der eigenen Machtfülle ist der Euro dem Untergang geweiht. Und nicht nur die einzelnen Regierungen sollten auf Einfluss verzichten. Auch Banken und private Gläubiger, die in der Hoffnung auf das große Geld Anleihen finanziell angeschlagener Euro-Länder gekauft haben, müssen sich bescheiden - und zwar finanziell. Sie sollten jetzt schon einen Teil ihrer Forderungen abschreiben. Denn die Rechnung der Euro-Krise kann der Steuerzahler nicht allein begleichen.