Die Politik sollte ein Alkoholverbot im Nahverkehr durchsetzen.

Ein Feierabendbierchen in der U-Bahn - wo ist das Problem? Eins abends in der S-Bahn auf dem Weg zum Konzert - wen stört's denn schon? Anders als bei Zigaretten wird das von vielen nicht als Belästigung empfunden. Warum sich also erregen? Warum über ein generelles Alkoholverbot in Bus und Bahn nachdenken? Weil es alternativlos ist! Weil jede andere Regelung Stückwerk ist. Stückwerk, für das sich der Verkehrsverbund HVV leider entschieden hat.

Hamburger Politiker fordern jedoch ein Alkoholverbot; die Innenminister aller Bundesländer werden sich in ihrer nächsten Sitzung vermutlich anschließen. Und was tut der HVV? Er kommt mit einer wirkungslosen Drohung. Denn demnächst sollen Betrunkene, die pöbeln, 15 Euro Strafe zahlen. Das aber schafft nur neue Probleme. Wer entscheidet wie, ob ein Fahrgast getrunken hat? Ob er betrunken ist oder nur beschwipst? Und darf der nüchterne Pöbler ungestraft weiterfahren? Viele ungeklärte Fragen, weil der HVV Klarheit scheut. S- und Hochbahn als die zentralen Unternehmen im HVV haben in den vergangenen Jahren die Qualität erheblich gesteigert. Die Züge sind in einem deutlich besseren Zustand, sie fahren pünktlicher.

Durch Videoüberwachung und mehr Sicherheitspersonal ist zudem die Zahl der Gewaltdelikte klar gesunken. Der Imagegewinn zahlt sich aus in steigenden Fahrgastzahlen. Aber jetzt bleibt der HVV auf halber Strecke stehen. Ein Alkoholverbot - das 86 Prozent der Fahrgäste laut repräsentativer Erhebung begrüßen würden - sei nicht zu kontrollieren und damit nicht durchzusetzen. Dieses Argument ist eine Bankrotterklärung.

Wer bezahlt, der bestimmt auch. Und es ist die Stadt, die den Verkehrsverbund jedes Jahr mit einem hohen Millionenbetrag alimentiert. Deshalb sollte die Politik dem HVV das Alkoholverbot vorschreiben.

Dann wäre der Verkehrsverbund in der Pflicht, das umzusetzen. Durch Schwerpunktaktionen der Hochbahnwache oder der S-Bahn-Sicherheit beispielsweise, wie es beim Rauchverbot auf Bahnhöfen auch funktioniert hat, ohne dass ständig kontrolliert werden musste.

Die allermeisten Menschen sind auch nach ein paar Bieren oder Gläsern Wein nicht aggressiver als in nüchternem Zustand. Die einen vielleicht ein bisschen enthemmter, manchmal lauter. Für eine Minderheit gilt das jedoch nicht: die wenigen, die betrunken aggressiv werden, die in Bus und Bahn Bier verschütten, pöbeln oder gewalttätig werden.

Es kann nicht Aufgabe des HVV sein, diese Minderheit zu schonen.