Die meisten Fahrgäste und viele Politiker sind gegen Bier und Wein in Bus und Bahn. Hochbahn-Chef hält nichts davon

Hamburg. Die Diskussion über ein Alkoholverbot in Bussen und Bahnen spitzt sich zu. Eine Umfrage des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) ergab, dass Fahrgäste fast ausnahmslos für ein Verbot plädieren.

Auch innerhalb der Politik gibt es viele Fürsprecher. Der CDU-Gesundheitsexperte Harald Krüger sagt klipp und klar: "Ein generelles Alkoholverbot in Bussen und Bahnen wäre der einzig richtige Schritt. Das würde das Sicherheits- und Wohlbefinden der Fahrgäste steigern." Eigentlich sei eine Diskussion um ein generelles Alkoholverbot lächerlich. "Es gibt kein Argument dafür, dass man auf einer zehnminütigen U-Bahn-Fahrt unbedingt eine Flasche Bier in der Hand halten muss."

Doch innerhalb der Regierungspartei ist die Position noch nicht abschließend geklärt. Der Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse sieht im Gegensatz zu Krüger für eine "solche Maßnahme", und meint damit ein Alkoholverbot, zurzeit noch keinen Bedarf, weil "es keine ausreichende Beschwerdelage der Fahrgäste gibt".

Hochbahn-Chef Günter Elste meint zu der Forderung der Innenminister nach einem generellen Alkoholverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln: "Ein Einschreiten bei friedlichem Alkoholkonsum und bei unauffälligen Fahrgästen könnte eine unnötige Eskalationsstufe mit sich bringen." Die Verhältnisse in den U-Bahnen und Bussen der Hochbahn seien zudem nicht vergleichbar mit der Situation in den Zügen der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH, in denen bereits ein generelles Alkoholverbot umgesetzt wurde. Der Hochbahn-Chef argumentiert: "Die Probleme mit stark alkoholisierten Fahrgästen auf einer vergleichsweise langen Fahrt, die Metronom zu einem solchen Schritt veranlassten, finden wir in den U-Bahnen und Bussen im Stadtverkehr so nicht wieder."

In den Metronom-Zügen gilt seit November 2009 ein generelles Alkoholverbot. Wer trotzdem trinkt, muss 40 Euro Strafe bezahlen oder wird von der Beförderung ausgeschlossen: "Das Alkoholverbot wird von den Fahrgästen gut angenommen", sagt Metronom-Sprecherin Hannah Kohn.

Auch CDU-Gesundheitsexperte Harald Krüger bezeichnet das Metronom-Beispiel als "Erfolgsmodell". Die neue Regelung innerhalb des HVV, dass pöbelnde alkoholisierte Fahrgäste ab dem 1. Januar 15 Euro Strafe bezahlen sollen, hält Krüger für wenig wirksam: "Eine solche Geldbuße wird keinen davon abhalten, auch künftig in Bussen und Bahnen zu zechen und sich danebenzubenehmen."

Birger Wolter, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Hamburg und Schleswig-Holstein, favorisiert ein generelles Alkoholverbot, mahnt aber an: "Wenn es ein solches Verbot gibt, dann muss dieses auch konsequent von den Verkehrsunternehmen durchgesetzt werden." Krankenschwester Ute Adamczewski aus Lurup erlebt es so: "Die Menschen, die Alkohol trinken, riechen übel und pöbeln herum. Manchmal wird man geradezu von einer Alkoholfahne umgehauen."