Die Nach-Merkel-Generation bringt sich in Stellung.

Norbert Röttgen soll am kommenden Sonnabend von einem Landesparteitag zum neuen Vorsitzenden der CDU in Nordrhein-Westfalen gewählt werden. So sehen es die Statuten vor. So weit ist alles, wie es immer war.

Neu ist, dass die Parteibasis in einer Mitgliederbefragung dieser auch für die Bundes-CDU wichtigen Entscheidung vorgegriffen hat. Und diese Basis war nicht wie die Mehrheit der Kreisvorsitzenden, der Fraktionschef Laumann oder Generalsekretär Krautscheid auf eine interne Lösung aus, quasi auf ein "Weiter so!" der Ära Rüttgers. Die CDU hat mit der Mitgliederbefragung neue Wege gewagt. Für viele überraschend gibt es beim einfachen Parteivolk einen starken Trend zum Neuanfang, für ein Ende ewiger interner Querelen, der Durchstechereien von Interna an die Medien und wohl auch für ein Ende des Versuchs, die CDU an Rhein und Ruhr zur besseren Arbeiterpartei als die SPD machen zu wollen. Röttgens grüne Neigungen sind längst bekannt, als strategische Option für die Union waren sie seit Längerem geschätzt, und der persönliche Rückschlag bei der Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke wird ihm nicht ewig anhängen. Wohl aber der Ruf des modernen, intelligenten und offenen Parteimanagers.

Ein Problem wird er aber behalten. Der Beruf des Bundesumweltministers ist ein Vollzeitjob. Der des Vorsitzenden des größten und wichtigsten Landesverbandes der CDU auch. Auch wenn er darauf verweist, seinen Wohnsitz samt Familie im Lande zu haben, wird er sich vieles im fernen Berlin berichten lassen müssen, ohne immer direkt vor Ort sein zu können. Und es wird sich bei den Parteifreunden zu Hause der Verdacht halten, dass der smarte Minister Düsseldorf nur als Sprungbrett für höhere Weihen an der Spree nutzen will. Das wiederum wird nur gelingen, wenn er am Rhein erfolgreich ist. Ein ebenso hartes wie kompliziertes Stück Arbeit liegt also vor Röttgen.

Wie dem auch sei: Nach den Abgängen von Merz, Koch und Rüttgers sowie dem Amtswechsel Wulffs ins Schloss Bellevue sind alle ehemaligen Merkel-Konkurrenten aus dem Weg. Keiner von ihnen hat es je geschafft, der Parteivorsitzenden und Kanzlerin ernstlich gefährlich zu werden. Die Generation um die CSU-Lichtgestalt Karl-Theodor zu Guttenberg und eben Röttgen hat eine Konfrontation mit der Chefin gar nicht nötig. Sie hat die Zeit auf ihrer Seite - und sie beginnt nun sichtbar damit, sich in Position zu bringen.