Er schwankt zwischen Rauchverbot und Genuss der Tabaksteuer.

Schön, wenn sich Politiker Sorgen um die Gesundheit ihrer Bürger machen. Auch schön, wenn sie dabei statt auf Verbote lieber auf Aufklärung setzen. Strikte Verbote führen nämlich nicht zum gewünschten Ergebnis, sondern zum Erblühen des Schwarzmarktes, lassen kriminelle Strukturen entstehen - und bescheren dem Fiskus erhebliche Einnahmeverluste.

Spätestens an dieser Stelle beginnt die Scheinheiligkeit. Wenn der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, John Dalli, von einem rauchfreien Europa schwärmt, freut er sich dann auch auf die Milliarden Euro an Mindereinnahmen für die Staatskassen? Ist es gerecht, Produkten, die offiziell hergestellt und vertrieben werden dürfen, immer mehr Beschränkungen aufzuerlegen, Werbung zu verbieten, ihnen die Gestaltung ihrer Verpackung vorzuschreiben, sie in der Öffentlichkeit quasi unsichtbar zu machen - aber trotzdem kassieren zu wollen?

Und wer schützt die Bürger vor neuen Abkassier-Einfällen im Namen der Volksgesundheit? Ganz klar ist Alkohol weit oben auf der Schädlichkeitsliste. Zucker, Fett, Cholesterin - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, denn bekanntlich macht die Menge das Gift. Nicht zu vergessen ungebührliche Verhaltensweisen wie Bewegungsarmut oder das Betreiben von sogenannten Risiko-Sportarten. Der Fantasie ebenso sendungs- wie einnahmebewusster Gesetzgeber sind also keine Grenzen gesetzt.

Nur passt dieser (Alb-)Traum vom allzu fürsorglichen Staat ganz und gar nicht zum Ideal des mündigen Bürgers, der sich seiner Endlichkeit bewusst ist und - selbstverständlich im Rahmen der Gesetze - selbst entscheiden will, welche und wie viele Sünden er sich leisten mag.

Und das grundsätzliche Problem wäre auch bei einem vollständigen Verschwinden der Glimmstängel - ob nun durch Verbot oder den unwahrscheinlichen Fall kollektiver Einsicht - nicht gelöst. Denn die Welt ist zwar auch vor der Entdeckung Amerikas ganz gut ohne Tabak ausgekommen, aber noch nie ohne gesundheitlich bedenkliche Genussmittel.

Vor allem aber hat noch kein Staat ohne Steuern existieren können. Er muss sie haben, denn ohne Einnahmen kann er seinen Zweck nicht erfüllen. Gelegentlich entwickelt der Fiskus aber das Suchtverhalten eines Trinkers - es muss immer mehr sein. Und um sein Defizit zu kaschieren, schwindelt er sich und seiner Umgebung etwas vor.