Konservative in der Union sind an fehlendem Einfluss selbst schuld.

Konservative haben es derzeit nicht leicht in der CDU. Das ist vor allem deshalb so, weil es ihnen selbst schwerfällt, zu definieren, was konservativ heute bedeutet und was ihnen in der Partei an Positionen oder Diskussionen fehlt.

Woran es Konservativen heute auf jeden Fall mangelt und woran sie sich früher aufrichten konnten, ist zunächst ein klares Feindbild. Der Kommunismus ist verblichen. Gegen islamistischen Terror sind auch alle anderen. Deutschland ist mit der Wiedervereinigung nicht nur protestantischer, sondern auch atheistischer geworden. Das klassische rheinisch-katholisch-konservative Milieu hat somit schon rein zahlenmäßig an Bedeutung und Einfluss verloren. Nicht nur die DDR ist untergegangen, auch die alte Bundesrepublik hat sich verändert. Und in Zeiten der Globalisierung und des damit einhergehenden schärfer werdenden internationalen Konkurrenzkampfes ist vielen Menschen soziale Sicherheit wichtiger geworden als das Bestehen auf einen Wertekanon.

Genau auf dieser pragmatischen Schiene fährt die Bundeskanzlerin und Parteichefin Angela Merkel. Sie hat zusammen mit der SPD reibungsloser regiert als jetzt mit den Liberalen. In ihrer unmittelbaren Umgebung gibt es keinen prominenten Vertreter des konservativen Parteiflügels mehr. Die Partei sei zum Kanzlerinnenwahlverein degeneriert, heißt es. Kanzlerwahlverein wurde die CDU aber schon zu Adenauers Zeiten genannt, auch am Ende der Kohl-Ära war das nicht anders. Und wenn das Kanzleramt der Partei erhalten bleibt, hat sie zumindest aus taktischer Sicht nicht alles falsch gemacht.

Warum die oft zitierten Kochs und Merz der CDU ihre Führungspositionen tatsächlich verlassen haben, können sie nur selbst beantworten. Mit Parteiausschluss bedroht wie Thilo Sarrazin in der SPD waren sie jedenfalls nicht. Vielleicht war es ja nicht die Missachtung des Konservativen durch die Vorsitzende, sondern es lag ganz schlicht auch an geplatzten Karriereträumen.

Wie dem auch sei: Die Vorsitzende ist nicht dazu da, einzelne Parteiflügel besonders gut oder schlecht zu behandeln, sondern in einer so breit aufgestellten Partei, wie es die CDU noch immer ist, liegt ihr Geschäft im Ausgleich. Wenn sich Einzelne oder ganze Gruppen zu wenig beachtet oder zurückgesetzt fühlen, ist es deren eigene Aufgabe, ihre Anliegen deutlich zu machen und Handlungsalternativen mit einem eigenen Ansatz aufzuzeigen. Selbsthilfe, statt zuerst nach Unterstützung von anderen zu suchen, wäre ein urkonservativer Weg aus ihrem Dilemma.