Obama ist zum wirtschaftlichen Erfolg verdammt.

Es ist wohl das Privileg des mächtigsten Mannes der Welt, Kriege zu beginnen oder für beendet zu erklären. Als der noch George W. Bush hieß, begann unter fadenscheinigen Gründen der Einmarsch in den Irak. Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden, an der Atombombe hat Saddam nicht mehr gebaut, die Demokratie ließ sich nicht einfach per Militärschlag in den Orient exportieren.

Jetzt heißt der neue Präsident Barack Obama und er hat den Krieg für beendet erklärt, obwohl es ein halbes Jahr nach den Wahlen in Bagdad keine Regierung gibt, jeden Monat etwa 500 Zivilisten bei Bombenanschlägen sterben, das Land in einem Bürgerkrieg zu zerbrechen droht - und noch 50 000 US-Soldaten stationiert bleiben.

Und doch ist Obama näher an der Realität, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn militärisch gibt es im Irak kein Weiterkommen. Die Szenerie wird sich in Afghanistan unter gesichtswahrenden Ritualen wiederholen. Statt vor allem auf die militärische Karte zu setzen, will sich der Präsident verstärkt seinen innenpolitischen Problemen zuwenden: der lahmenden Wirtschaft, den gigantischen Schulden und fehlenden Arbeitsplätzen. Das hat Obama nicht nur im Wahlkampf versprochen, es entspricht seiner Überzeugung und dem Politikverständnis der US-Demokraten. Mit dem Slogan "It's the economy, stupid!" ("Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!") jagte 1992 Bill Clinton den Präsidenten George Bush senior aus dem Amt, der glaubte, mit seinen außenpolitischen Erfolgen im Kalten Krieg und im Irak unschlagbar zu sein - und darüber die Nöte und Sorgen seiner Landsleute vernachlässigte.

Bei Clinton hat sich Obama Rat geholt und er steht nun vor der Aufgabe, die Hinterlassenschaft von Bush junior aufzuarbeiten. Das ist nicht weniger kompliziert, anstrengend und aufwendig, als global Kriege zu führen, und es mangelt auch nicht an konservativen Gegenspielern im Land. Dieser Kampf kann allerdings gewonnen werden, und er würde jenseits des militärischen Potenzials Amerikas eigentliche Stärke wieder in den Vordergrund rücken: die Fähigkeit, wirtschaftlich kreativ und erfolgreich zu sein und diesen Erfolg dank demokratischer Verfasstheit gesellschaftlich breit zu streuen.

Auf diesem Feld ist Obama allerdings nun zum Erfolg verdammt. Will er eine zweite Amtszeit bekommen, müssen sich bald erkennbare Fortschritte im Leben der Amerikaner bemerkbar machen. Denn einen Krieg mag er kraft seines Amtes für beendet erklären können. Aufschwung aber ist nicht, wenn ihn der Präsident ausruft.