Medienstandort Hamburg ist wieder auf einem besseren Weg. Bürgermeister hält Wort

Als Bürgermeister Olaf Scholz nach seinem Wahlsieg verkündete, die Zuständigkeit für Medien künftig selbst übernehmen zu wollen, wusste nicht jeder in der Branche, ob das wirklich eine gute Nachricht ist. Denn in einer Stadt, in der sich alles nur um die Hafenwirtschaft und den Flugzeugbau zu drehen scheint, ist die Medienbranche in der Vergangenheit schon oft mit Lippenbekenntnissen abgespeist worden.

Die anfängliche Skepsis der Branche ist einem vorsichtigen Wohlwollen gewichen. Das ist in erster Linie das Verdienst des neuen Leiters des Amtes für Medien, Carsten Brosda, der auch die Aufgaben der früheren Medienbeauftragten Walter Richtberg und Karl Dietrich Seikel übernommen hat. Als gelernter Journalist weiß Brosda, wie die Branche tickt. Das wussten Richtberg und Seikel als ehemalige Geschäftsführer von dpa und "Spiegel" zwar auch. Ihr Problem war aber, dass sie nicht immer das Ohr des damaligen Bürgermeisters Ole von Beust hatten. Das ist bei Brosda anders, der als Scholz-Vertrauter gilt.

Geschickt hat der neue Medienmann durch Umschichtungen im Etat für Medienförderung erreicht, dass der renommierte Zeitschriftenpreis Lead Awards wieder mehr Geld zur Verfügung hat und voraussichtlich auch dieses Jahr in Hamburg verliehen wird. Zuvor waren den Lead Awards, die traditionell in den Deichtorhallen vergeben werden, die Mittel gekürzt worden. Die Veranstaltung drohte mit Abwanderung, was für die deutsche Zeitschriften-Hauptstadt Hamburg fatal gewesen wäre.

Eine weitaus schwierigere Aufgabe dürfte es sein, die Ausbildung für Medienberufe neu zu ordnen. Noch vom Vorgängersenat stammt die im Prinzip gute Idee, die Attraktivität der Medienstadt Hamburg durch attraktive Ausbildungsangebote zu steigern: Angehende Medienmanager, Journalisten und Kreative sollen, so die Überlegung, während des Studiums die Stadt kennen- und schätzen lernen, um auch nach ihrer Ausbildung in Hamburg zu bleiben. Die Ausbildungsgänge sollten - idealerweise an einem zentralen Ort wie dem Mediencampus - besser miteinander vernetzt werden, wobei dem Leuchtturmprojekt Hamburg Media School (HMS) eine Führungsrolle zugedacht war.

Allerdings hat sich mittlerweile herausgestellt, dass die halb private HMS eine äußerst kostspielige Institution ist, deren Angebote nicht unbedingt die attraktivsten sind. Der Studiengang Journalismus musste bereits geschlossen werden. An seine Stelle soll ein Weiterbildungsangebot für Leitende Redakteure treten. Ob es dafür genügend Interessenten gibt, steht noch in den Sternen.

Doch unabhängig davon, wie es mit der HMS weitergeht, muss im Interesse des Medienstandorts Hamburg, an der Stärkung der Medienausbildung festgehalten werden. Das weiß auch Brosda. Streng genommen fällt dieses Thema in den Beritt der Wissenschaftsbehörde. Doch an den Aufsichtsratssitzungen, in denen die Zukunft der HMS verhandelt wurde, nahm auch er teil.

Viel mehr, als an ein paar Stellschrauben zu drehen, können Medienpolitiker in Hamburg auch nicht tun. Die Medienunternehmen, die der Stadt in den vergangenen 15 Jahren den Rücken gekehrt haben, werden nicht zurückkommen. Das ist vielleicht auch gar nicht nötig: Ebenso wie für Zeitschriften ist Hamburg auch für Werbeagenturen nach wie vor eine gute Adresse. Und bei den digitalen Medien zählt die Hansestadt zu einem der wichtigsten deutschen Standorte - und das nicht nur weil hier so wichtige Player wie Google und Facebook ihre Deutschland-Zentralen haben. Dass in Hamburg niemand mit Subventionen um sich wirft, weiß die Branche. Schön wäre es aber, wenn die Medien künftig von der Politik die gleiche Wertschätzung wie Hafenwirtschaft und Flugzeugbau erfahren würde.