Politik ist schlüssige Antworten bisher schuldig geblieben.

Wer militärischen Feinden gegenüber Schwäche zeigt, macht sich noch angreifbarer, als er es ohnehin schon ist. Insofern spricht einiges dafür, das Engagement der Bundeswehr in Afghanistan planmäßig fortzusetzen. Angesichts des jüngsten Anschlags auf deutsche Soldaten und der desolaten Gesamtlage im Land am Hindukusch muss allerdings auch immer wieder hinterfragt werden, ob die bisherige Strategie überhaupt zielführend ist.

Die in Afghanistan operierende internationale Truppe heißt International Security Assistance Force, kurz Isaf, was übersetzt "Internationale Streitkraft zur Unterstützung der Sicherheit" bedeutet. Nach knapp zehn Jahren Einsatz ist dieser Name zu einem Euphemismus geworden. Selbst im ehemals als ruhig geltenden deutschen Sektor im Norden sind Anschläge und Gefechte an der Tagesordnung. Die Soldaten haben alle Hände voll damit zu tun, sich selbst zu schützen. Und auch das gelingt nicht immer. Das Attentat der Taliban vom Wochenende soll unmissverständlich signalisieren: "Nicht einmal euren Generälen könnt ihr hier Sicherheit garantieren." Die Attentäter sind immer häufiger Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte, die in absehbarer Zeit selbst für Stabilität im Land sorgen sollen.

Das ganze Unternehmen stellt für den Westen und damit auch für Deutschland eine Zwickmühle dar: Der Logik des Krieges folgend, müssten die Operationen gegen die Aufständischen intensiviert werden. Wie es in diesem Falle um die Erfolgsaussichten steht, kann in Moskau nachgefragt werden. Der menschlichen Logik nach sollten Soldaten aus einem aussichtslosen Unterfangen abgezogen werden. Dann allerdings drohen in Kürze wieder Bürgerkrieg und Machtübernahme der Taliban, würde das Land wieder zum Ausbildungsplatz von Terroristen.

Der planmäßige Abzug westlicher Kampftruppen bis 2014 muss also mehr als nur ein gesichtswahrender Akt sein. Scheitert die Mission, weil keine halbwegs stabilen politischen Verhältnisse erreicht werden konnten, wäre das eine Ermutigung an alle Extremisten der Region und darüber hinaus. Eine unbefristete Fortführung des ohnehin schon unbeliebten Militäreinsatzes können sich die westlichen Demokratien aber auch nicht leisten. Immer mehr Opfer und immer höhere Kosten bei ausbleibenden Fortschritten werden von der Bevölkerung zu Recht nicht akzeptiert. Schlüssige Antworten auf das afghanische Dilemma stehen noch aus.