Milliardenpakete sind geschnürt. Das Wirtschaftskonzept fehlt.

Nun sind es also schon drei Euro-Staaten, die am Tropf der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) hängen. Insgesamt 273 Milliarden Euro wurden Irland, Griechenland und Portugal mittlerweile zugesagt. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt liegt mit 306 Milliarden Euro nur unwesentlich über dieser Summe. Es sind folglich keine Peanuts, um die es geht - blickt man nur auf die monetäre Seite. Ohnehin handelt es sich längst nicht mehr um eine reine Finanz- oder Schuldenkrise. Es ist eine Europakrise. Ressentiments gegen die angeblich so faulen Südeuropäer kommen hoch - ein idealer Nährboden für einen unangenehmen, gefährlichen Nationalismus wird bereitet. Nicht nur der Euro ist in Gefahr. Die europäische Idee, eng verbunden mit Persönlichkeiten wie Jean Monnet, Valery Giscard d'Estaing und Helmut Schmidt, verliert an Kraft. Weil sie zunehmend mit negativen Attributen versehen wird.

Die politisch Verantwortlichen müssen in den zum Teil hitzig geführten Debatten über Europas Zukunft einen kühlen Kopf bewahren. Ihnen muss klar sein: Milliardenhilfen allein weisen nicht den Weg aus dieser schweren Krise. Alle Länder, die eine finanzielle Notbeatmung brauchen, müssen sich strengen Sparregeln unterwerfen. So schmerzhaft die Vorgaben von EU und IWF für das einfache Volk auch sind, es gibt zu ihnen keine Alternative. Allen Schuldenstaaten muss klar sein: Wer weit über seine Verhältnisse lebt und dann andere um Geld bittet, muss sparen - ohne Wenn und Aber. Ansonsten wird Verschwendung Tür und Tor geöffnet.

Allerdings muss der Sparkurs in Griechenland, Portugal und Irland schnellstmöglich von zukunftsfähigen Wirtschaftskonzepten flankiert werden. Wie finden die Fast-Pleitestaaten wieder zurück auf den Wachstumspfad? Diese Antwort bleiben EU, IWF, aber auch die Regierungen in Athen, Lissabon und Dublin schuldig.

Investoren verlangen eine Perspektive für ihr Geld. Erst dann sind sie bereit, sich auch finanziell in Ländern zu engagieren, die überschuldet sind. Privates Kapital braucht Zukunft, sonst fließt es nicht. Und wenn es eine ökonomische Perspektive gibt, kann auch eine sanfte Umschuldung ohne allzu große negative Folgen funktionieren. Kredite von EU und IWF könnten gestreckt, Staatsanleihen mit längeren Restlaufzeiten versehen werden. Die Schuldenstaaten hätten mehr Zeit, wieder auf die Beine zu kommen. Im Interesse des Euro und der europäischen Idee.