Die rückläufigen Arbeitslosenzahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland schlecht auf die Arbeitswelt der Zukunft vorbereitet ist.

Über das sinnvolle Instrument der Kurzarbeit konnte die Bundesregierung gemeinsam mit den Unternehmen zwar die negativen Folgen der Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt in Grenzen halten. Doch dabei handelt es sich nur um einen kurzfristigen Erfolg, der die strukturellen Probleme nicht löst. Einer großen Nachfrage nach hoch qualifizierten Beschäftigten steht eine wachsende Schar schlecht oder nicht ausgebildeter Jugendlicher gegenüber. Das Land der Erben von Gottlieb Daimler, Werner von Siemens und Robert Bosch ist dabei, sein ohnehin angekratztes Markenzeichen "made in Germany" zu ramponieren. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass die Wirtschaftskraft unseres rohstoffarmen Landes stets von Kopfarbeit abhängen wird. Nur mit den weltweit besten Ideen kann die Exportnation Deutschland ihren Wohlstand mehren.

Um der Arbeitswelt kluge Köpfe zur Verfügung zu stellen, bedarf es einer klugen Politik. Man hat zwar den Eindruck, dass die Politiker die Probleme auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungssektor erkannt haben. Aber an der Umsetzung eines langfristigen Konzepts fehlt es seit Jahrzehnten - trotz unzähliger Reformen, Gipfeltreffen und Arbeitsgruppen. Parteipolitische Ränkespiele sowie das Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern haben den großen Wurf verhindert. Deshalb muss es endlich einheitliche, langfristig verlässliche Richtlinien für die Bildungspolitik geben. Welchen Sinn macht es zum Beispiel, dass Kinder in einem Bundesland vier Jahre lang die Grundschule besuchen, in einem anderen sechs? Die Investitionen in Forschung müssen erhöht, die rechtlichen Hürden für neue Technologien gesenkt werden.

Die Liste der notwendigen Maßnahmen, die Deutschland ergreifen muss, um in einen Arbeitsmarkt mit Zukunft zu starten, ist lang. Kinder aus Zuwandererfamilien müssen perfekt Deutsch lernen. Schulen in sogenannten Problemstadtteilen brauchen mehr und besser ausgebildete Lehrkräfte. Überfüllte, schlecht ausgestattete Universitäten müssen der Vergangenheit angehören. Geredet wird über diese und andere Baustellen seit Jahren. Aber eben nur geredet.

Die Versäumnisse werden sich bitter rächen. Deutschland fährt ungebremst in die nächste große Arbeitsmarktkrise. Den Titel Exportweltmeister haben die Chinesen bereits übernommen - die Konkurrenz schläft eben nicht. Gerade am 1. Mai sollten wir uns der immensen Bedeutung des Produktionsfaktors Arbeit für dieses Land bewusst werden.