Essen. In „Zielfahnder“ versteckt sich der Lösegeldhüter eines Entführertrios in Uruguay. Gelungene Fortsetzung eines Falls vor drei Jahren.

Drei Jahre ist es her, da überraschte der Ausnahme-Regisseur Dominik Graf mit einem ungewöhnlichen Krimi zum Thema Zielfahnder. Es ging um einen flüchtigen Verbrecher, der sich in die Karpaten abgesetzt hatte und von zähen deutschen Beamten gejagt wurde. Damals sprach man noch nicht von einer Fortsetzung, doch mit „Zielfahnder – Blutiger Tango“ scheint nun tatsächlich etwas in Gang zu kommen. Zumal mit Ulrike C. Tscharre als Zielfahnderin Hanna Landauer und dem mehrfach Grimme-Preis gekrönten Drehbuchautor Rolf Basedow zwei starke Kräfte von einst wieder mit dabei sind.

„Zielfahnder“: Vorgeschichte rasend schnell erzählt

Hier geht es diesmal nicht darum, einen Flüchtigen im Ausland festzunehmen, hier ist der schnöde Mammon die Triebkraft der Handlung. Hanna und ihr neuer Partner Lars Röwer (Hanno Koffler) werden auf das Ehepaar Tezloff angesetzt. Die beiden, Gisela (Heike Makatsch) und Uwe (Jörg Hartmann), hatten vor Jahren einen Industriellen entführt und dabei zehn Millionen Euro erbeutet.

Die Täter wurden gefasst, das Geld allerdings nie. Das Opfer hatte denn auch beständig von einem dritten Entführer gesprochen. Jetzt ist das Pärchen nach neun Jahren Knast wieder auf freiem Fuß. Landauer und Röwer heften sich sofort an ihre Spuren, auch wenn es sie schließlich bis in die Hauptstadt Uruguays trägt. Im brodelnden Montevideo hütet offenbar der unbekannte dritte Mann das Geld.

Anfangs mag dieser Film ein wenig neben sich stehen, denn die ganze Vorgeschichte muss hier in rasendem Tempo abgespult werden, um der Handlung Hand und Fuß zu verleihen. Regisseur Stephan Lacant jedoch weiß, wie man danach schnell wieder in den Tritt kommt und die Spannung dabei keineswegs verloren geht.

Kamera taucht ein in die Verruchtheit des Nachtlebens

Die Zielfahnder, hineingeworfen in eine ganz andere Welt, wissen alles von ihren „Objekten“. Sie kennen Uwes Asthma ebenso wie Giselas Schwäche für den Tango und für schnellen Sex. Also durchforsten sie die vielen Tangobars der Metropole, bis Röwer tatsächlich von Gisela erst angesprochen und dann, ohne nein zu sagen, in ein Stundenhotel abgeschleppt wird. Kameramann Phillip Sichler taucht derweil ein in die Dunkelheit dieses Nachtlebens mit all seiner Sinnlichkeit und spürbaren Verruchtheit.

Der Zuschauer, der gerade dabei ist, sich mit all dieser Musik mal wieder in den Tango zu verlieben, wird danach rabiat aus seinen Träumen gerissen. Denn plötzlich geht der Film auf die Zielgerade und zeigt dabei sehr deutlich, dass viel Geld auch viele Neider auf den Plan ruft, die in ihrer Brutalität nichts zu wünschen übrig lassen. Da können auch zwei Zielfahnder aus Düsseldorf dann nur noch zusehen bei dem, was da vor ihnen geschieht.

Selten endete ein Krimi so depressiv und trotzdem gut

Der Film beginnt mit dem müden, apathischen Gesicht von Hanna Landauer, das angesichts von Dauerregen allmählich hinter der Scheibe eines Restaurants Kontur annimmt. „Ich hätte es wissen müssen“, sagt sie. „Die Zeichen waren deutlich genug.“ Wenn der Regisseur diese Sätze am Ende noch einmal sprechen lässt, weiß der Zuschauer endlich auch, was diese Worte bedeuten. Selten noch hat ein Krimi derart depressiv geendet. Und eigentlich tut das richtig gut.

• ARD, Samstag, 26. Oktober, 20.15 Uhr