Berlin. Elmar Wepper spricht über seine Alterskarriere, Dreharbeiten in luftiger Höhe – und das Verhältnis zu seinem älteren Bruder Fritz.

Vor zehn Jahren hatte Elmar Wepper (74) mit „Hanami – Kirschblüten“ einen enormen Erfolg. Und startete noch mal eine richtige Alterskarriere. Ab Donnerstag ist er erneut im Kino zu erleben, in einem Film mit dem prosaischen Titel „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“. Er spielt den Gärtner – wieder eine markante Altersrolle für den lange unterschätzten Schauspieler.

Herr Wepper in „Grüner wird’s nicht“ spielen Sie einen Grantler – und zwar sehr überzeugend. Sind Sie privat auch einer?

Elmar Wepper: Nein, gar nicht. Da können Sie jedermann fragen. Ich gelte als sympathisch, höflich, freundlich, umgänglich, pflegeleicht, witzig, geistreich, charmant – um nur einige wenige meiner guten Charaktereigenschaften zu nennen (lacht). Aber vielleicht ist das ja genau das Spannende, jemanden gegen sein Image zu besetzen, „gegen den Strich“, wie man so schön sagt. Die größere Herausforderung als Schauspieler ist es allemal. Wenn man der Figur zu ähnlich gestrickt ist, wenn es so „flutscht“, ist das nicht immer zuträglich. Wenn man sich an einer Figur reibt, kann das durchaus interessanter sein.

Ihr Schorsch fliegt im Film einen Doppeldecker. Wie war das – in der Luft zu drehen? Bekommt man da einen anderen Blick auf das Leben?

Wepper: Könnte man meinen. Aber da hat man weder die Muse noch die Zeit dazu. So kontemplativ kann man sich da nicht zurücklehnen. Du kriegst ständig über Mikro Anweisungen: Beug dich nicht zu weit vor. Oder: Schau mal nach links, aber nicht zu sehr, sonst bist du nicht mehr im Bild. Da ist man ganz in die Technik des Drehens eingebunden. Aber stimmt schon, als ich mit dem Jan ohne Kamera probegeflogen bin, in dieser offenen Maschine, wo einem der Wind so ins Gesicht pfeift: Das hat schon was.

Dieser Schorsch kappt alle Taue und bricht mit seinem Flugzeug in ein neues Leben auf. Ist das eine Sehnsucht, die Sie auch mal hatten: alles hinter sich lassen?

Wepper: Mich so einfach aus dem Staub machen, das wäre nicht mein Ding. Aber ich bin in meinem Leben viel gereist, z. B. drei Monate in einem Camper quer durch die USA von Vancouver nach Mexiko, oder nach British Columbia und Alaska zum Fischen und Reiten. Das waren aber keine Fluchten vor etwas, sondern ich war einfach neugierig und wollte was entdecken.

Das ist Ihr dritter großer Kinofilm seit „Hanami“. Hat sich mit dem Film noch mal eine ganz andere Alterskarriere für Sie aufgetan?

Wepper: Faktisch ja. Das Rollenangebot hat sich verändert, auch die Wahrnehmung innerhalb der Branche. Vielleicht hat das den einen oder anderen überrascht. Aber ich habe mir gedacht: „Immer mit der Ruhe, Elmar. Alles halb so wild“. Und mit der Einstellung fahr ich ganz gut.

Hat man Sie früher vielleicht unterschätzt?

Wepper: Das kann ich nicht beurteilen. Ich war mit meinem „Schauspielerdasein“ sehr zufrieden. Das Rollenspektrum war vielfältig, ich war gut beschäftigt und erfolgreich, nicht nur im Serien- und Unterhaltungsbereich. Es hat mich ein bisschen amüsiert, als ich dann gelesen habe, ich sei nun ins Charakterfach gewechselt. Jede Rolle, die man spielt, ist ein Charakter. Das ein bisschen so wie mit E-Musik und U-Musik.

Vor „Hanami“ galten Sie lange nur als der kleine Bruder von Fritz Wepper. Hat sich das in der letzten Dekade geändert?

Wepper: Fritz hat eine außergewöhnliche Karriere hinter sich, mit zahllosen Rollen im Kino und TV und erfährt mit der Serie „Um Himmels Willen“ ein neues, unglaubliches Feedback. Er spielt die Rolle des Bürgermeisters „Wöller“ einfach grandios. Diese Gratwanderung hinzukriegen, einen Unsympathen so zu spielen, dass alle ihn lieben, das ist phänomenal! Ich kann ja nun über das, was ich beruflich so mache, auch nicht klagen. Jeder macht halt so sein Ding.

Gab es früher eigentlich so etwas wie Rivalität zwischen Ihnen?

Wepper: Nicht wirklich. Wir hatten ja getrennte Karrieren. Ich mit „Polizeiinspektion 1“, „Unsere schönsten Jahre“ und „Zwei Münchner in Hamburg“, Fritz mit „Der Kommissar“ und dann 17 Jahre lang mit „Derrick“. Wir haben dann sogar mal 17 Folgen lang „Zwei Brüder“ fürs ZDF gemacht. Nein, da war keine Konkurrenz, wir sind uns nie in die Quere gekommen, ich hab auch nie gedacht, warum spielt er das, das könnte ich doch auch? Und umgekehrt war’s auch nicht der Fall.