Die Dortmunder „Tatort“-Ermittler liefern sich im neuen Fall Psycho-Duelle hinter Gittern. Faber bekommt es mit seinem Erzfeind zu tun.

Der Mann auf der Liege im Gefängnis schreit und tobt, er spuckt und beißt, er strampelt und bricht, bis er mit Schaum vor dem Mund schließlich stirbt – an Tollwut. Es gab schon „Tatorte“, die appetitlicher begonnen haben. Selbst, wenn sie aus Dortmund kamen.

Kollege Daniel Kossik ist nicht mehr dabei

Fall elf lösen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Kollegen an diesem Sonntag. Es ist der erste ohne den Kollegen Daniel Kossik (Stefan Konarske). Er hat zwar den verheerenden Bombenanschlag aus der letzten Folge überlebt, ist aber zum LKA nach Düsseldorf gewechselt, was dem langsam nervenden Konflikt mit Faber endlich ein Ende setzt.

Wer nun glaubt, ohne Kossik herrsche künftig eitel Sonnenschein, vergisst, welchen „Tatort“ er eingeschaltet hat. So dauert es nicht lange, bis sich Faber mit seiner Assistentin Nora Dalay (Aylin Tezel) in die Haare kriegt, die nicht nur mit der Gesamtsituation unzufrieden ist, sondern beim jüngsten Fall auch in eine ganz andere Richtung ermitteln will. Hinzu kommt, dass die Tollwut, die hinter den Knastmauern wütet, nicht nur Häftlinge erwischt hat, sondern auch den ehemaligen Kollegen Zander (Thomas Arnold), der mittlerweile als Gefängnisarzt arbeitet.

Der alte Erzfeind Markus Graf taucht wieder auf

Er hat zwar herausgefunden, dass er sich durch ein mit Tollwutviren infiziertes Messer angesteckt hat, weiß aber nicht, wer dahintersteckt. Dalay und Bönisch (Anna Schudt) verdächtigen die albanische Mafia, die einen der Ihren befreien will. Faber dagegen hat einen anderen Verdächtigen im Auge. Wie das Drehbuch es will, ist sein alter Erzfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi) in den Dortmunder Knast verlegt worden.

Graf – das muss man erklären, weil der Film es nur unzureichend macht – ist der Mann, den Faber in Folge vier wegen mehrfachen Mordes ins Gefängnis brachte und von dem er glaubt, dass er die Verantwortung für den (Unfall)tod seiner Familie trägt. Der Psychopath andererseits gibt dem Kommissar die Schuld am Tod seines Vaters, der sich, als Kinderschänder überführt, einst in seiner Zelle erhängte.

Psycho-Duelle auf hohem Niveau

Es sind die Treffen im Gefängnis zwischen diesen beiden Männern, denen Faber zum Entsetzen seiner Kolleginnen immer wieder zustimmt, die zu den Höhepunkten dieses „Tatorts“ zählen. Psycho-Duelle auf hohem Niveau, bei denen Hartmann seine ansonsten empathielose Figur mühsam um Beherrschung ringen lässt. Und bei denen Bartholomäi den hochintelligenten und völlig skrupellosen Serienmörder wunderbar provokant gibt.

Ansonsten leidet der wie immer hochwertig gemachte Film darunter, dass Autor Jürgen Werner so viel ins Drehbuch gepackt hat, dass er zahlreiche Klimmzüge machen muss, um zum spannenden, aber etwas konstruiert wirkenden Finale zu kommen. Nach 90 Minuten sind die Weichen für die kommenden Folgen gestellt. Viel Grund zum Lachen dürfte es bei den kommenden Ermittlungen wieder nicht geben. Dafür aber bald einen neuen Kollegen.

Fazit: Ernst und düster wie immer mit einem erneut großartig aufspielenden Jörg Hartmann. Ein oder zwei Handlungsstränge weniger hätten es auch getan.

ARD, Sonntag, 4. Februar, 20.15 Uhr