Berlin. 800.000 verkaufte Alben, eine ausverkaufte Tournee – und auch mit ihrer ZDF-Feiertagshow hat die Schlagersängerin Maßstäbe gesetzt.

Wer alles richtig macht, der macht auch wieder etwas falsch. Helene Fischer leistet sich keinen Patzer, und so ist die häufigste Kritik, dass es nichts an ihr zu kritisieren gibt. Zu perfekt, zu glatt, zu gefällig – die Schlagersängerin spaltet die Nation, gerade weil sie kaum Angriffsfläche bietet. Auch ihre „Helene Fischer Show“ am ersten Weihnachtstag im ZDF ist wieder ein akribisch durchgetaktetes und familientaugliches Spektakel. Kleine technische Defekte entsorgt der Schnitt – die Sendung wurde bereits Anfang des Monats vor 10.000 Zuschauern in Düsseldorf aufgezeichnet.

Drei Stunden dauert ihre ZDF-„Personality-Show“, eine Mischung aus Popkonzert, Musical, Tanzrevue und Zirkus. Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender einem Star einen ganzen Abend frei hält, und das nun schon zum siebten Mal, das schafft so nur die 33-Jährige. Es sei ihr ein „liebgewordenes Ritual“, sagt Fischer über den gesetzten Feiertagstermin und verweist auf ihre vielen „Super-Acts“, also ihre Gäste, mit denen sie singt. Das sind etwa James Blunt, Gianna Nannini, die Kelly Family, die Kölschband Höhner. Oder auch Barbara Schöneberger oder Matthias Schweighöfer, die zielgenau immer dort auftauchen, wo eine Kamera läuft. Fischer behauptet ja auch nicht, sie mache eine Raritätenschau.

Pfiffe für ihren Auftritt beim DFB-Pokalfinale in Berlin

Sechs Millionen sahen 2016 zu, es werden diesmal wohl mehr. Denn 2017 war wieder Fischers Jahr. Gegenwind gab es durchaus: Ihre Kondition, mit der sie für ihr im Mai erschienenes Album „Helene Fischer“ trommelte, stieß vielen auf. „Gebührenfinanzierte Dauerwerbesendung“, schimpften Zuschauer auf Twitter, weil sie in der ARD einen Abend lang ihre neuen Songs vorstellen durfte. Als sie beim DFB-Pokalfinale in Berlin in der Halbzeit auftrat, wurde sie sogar ausgebuht – ausgerechnet von Fußballfans, die sie seit ihrem legendären Auftritt auf der WM-Fanmeile 2014 als sichere Zielgruppe glaubte. Dann monierten auch noch Moderator Klaas Heufer-Umlauf oder Sänger Campino, dass sie nie gegen AfD oder Fremdenhass Stellung bezog.

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    Fischer lächelte weiter. Und lacht zuletzt, zum Jahresende, am besten. Ihre Bilanz: über 800.000 verkaufte Alben, eine ausverkaufte Tournee. Der Thron der Schlagerkönigin wackelt? Nicht die Spur.

    Auch in ihrer Weihnachtsshow liefert sie, was ihrem Ruf geschuldet ist. Von einer Riesenwippe lässt sie sich zusammen mit Artisten in die Luft schießen; natürlich gibt es auch wieder eine Schwebenummer.

    Druck auf andere Künstler erhöht sich

    Fischer war es, die aus dem einst so betulichen Schlagergewerbe einen Hochleistungssport machte. Dass sie die Maßstäbe verändert hat, findet auch Musikpromoter Stefan Kahé, der auch Fischers Lebensgefährten betreut, Sänger und Moderator Florian Silbereisen: „Das Publikum ist definitiv jünger geworden und die Shows sind nicht mehr so brav wie früher.“ Im Grunde seien die Schlagerkonzerte heute wie eine große Party. Von neuen Fan-Generationen würden letztendlich alle Künstler profitieren.

    Musikmanager Sören Bauermeister, der viele Schlagertitel verlegt, sieht aber auch, dass solche Megashows den Druck für alle erhöhen: „Die Künstler müssen auf die Erwartungen der jüngeren Fans reagieren. Das ist sicher nicht leicht für viele. Nicht jeder ist jung und fit wie Helene Fischer.“ Doch letztendlich, versichert Kahé, brauche es eher Gefühl als Perfektion, um Fans zu erreichen: „Schlager ist Bauchmusik.“

    • Montag, 25. Dezember, 20.15 Uhr, ZDF: „Helene Fischer Show“