Essen. Die Doku „Belmondo, der Unwiderstehliche“ zeigt unbekannte Bilder der Film-Ikone Jean-Paul Belmondo. Eine schön inszenierte Biografie.

„Mit Ihrem Aussehen“, so der Schauspiellehrer Pierre Dux, „können Sie niemals eine junge Frau in die Arme nehmen, ohne dass das Publikum in Gelächter ausbricht.“ Der Schüler Jean-Paul Belmondo hat denn auch schon bald Abschied genommen von einem damals musealen Theater, das ihn und seine oft erfrischenden Einlagen nicht ertragen konnte. Stattdessen wendet er sich dem Film zu, wo ihm schon bald die schönsten Frauen als Partnerinnen zur Seite gestellt werden – so kann man sich irren.

In Bruno Sevaistres Dokumentarfilm „Belmondo, der Unwiderstehliche“ kann man all das nachverfolgen und noch sehr viel mehr. Hier wird nicht die übliche Biografie zu einem runden Geburtstag abgespult, hier hat sich einer ganz ohne Anlass quer durch die Archive gearbeitet, um uns diesen Ausnahmeschauspieler möglichst plastisch zu präsentieren – mit Bildmaterial, vor allem aus den frühen Jahren, das man zum großen Teil nicht kennt.

Zum Kinostar mit der Rolle in dem Film „Außer Atem“

Lässig, männlich, ein bisschen gaunerhaft, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen, so charakterisiert der Autor seinen Akteur, der für lange Zeit mit rund 95 Kinofilmen zum Liebling der Franzosen wird. In einem guten Dutzend davon hatte er schon in vorwiegend kleinen Rollen mitgewirkt, als er 1960 mit der Hauptrolle in Jean-Luc Godards Kultfilm „Außer Atem“ über Nacht zum Kinostar wird. Die „Nouvelle Vague“, die Godard mitbegründet hat, das ist genau das, was dieser junge Schauspieler brauchte. Hier konnte er sich entfalten, mit seiner Filmpartnerin Jean Seberg viel selbst entwickeln.

Überhaupt ist der junge Bébel, wie sein Kosename lautet, das Interessanteste an diesem Film. Was er nach „Außer Atem“ in frühen Gesprächen und Statements kundtut, das umreißt bereits seine ganze Begeisterung für den Film, daneben aber auch seine Vorstellung von der Freiheit eines Schauspielers. Man merkt das später, wenn er sich bewusst Filme aussucht, die jeweils konträr zu denen stehen, die er gerade absolviert hat.

Belmondo bekam kaum Preise

Immer in Bewegung bleiben, immer das Neue suchen ist da noch seine Devise. Das kann er später nicht immer verwirklichen, wenn er mit Regisseuren wie François Truffaut und immer wieder Henri Verneuil arbeitet, die ihre eigenen Vorstellungen beim Drehen haben. Es klingt fast wehmütig, wenn der Film auf die Zeit zu sprechen kommt, in der ein hoch bezahlter Belmondo träge wird und sich in Actionfilmen wiederfindet.

Mit Claude Lelouch dreht er 1988 den Afrika-Film „Der Löwe“, für den er in Cannes den „César“ als bester Hauptdarsteller erhält. Eigentlich ein Witz nach so vielen großen Filmen, bei denen er schnöde umgangen wurde. Aktuell hat Belmondo (heute 86) keine Pläne für weitere Filme. Er wolle die Sonne und das Meer genießen, sagte er jüngst.

Fazit: Sevaistres Dokumentation geht chronologisch vor, doch er bewahrt sich dabei immer auch eine gewisse sympathische Unordnung, wenn er Aussagen des jungen Belmondo bei passender Gelegenheit auch später noch benutzt. Schön inszeniert!

Arte, Samstag, 2. September, 22.15 Uhr