Berlin. Harter Einsatz, kaum Anerkennung – eine Bundeswehr-Soldatin ließ bei „Dunja Hayali“ ihren Frust raus. Sie rettete damit die Sendung.

Die Verteidigungsministerin musste ihren Auftritt bei „Dunja Hayali“ am Mittwochabend absagen – Ursula von der Leyen sei schon im ZDF-Studio gewesen, so Gastgeberin Hayali, als ein „heftiger Fieberschub“ die Politikerin erwischt habe.

Von der Leyen war erst kurz zuvor aus Mali zurückgekehrt, wo sie die dort stationierten Bundeswehrsoldaten besucht hatte. Womöglich, so Hayali, habe die Ministerin sich dort „etwas eingefangen. Gute Besserung“.

Schlechte Ausrüstung und mangelhafte Ausbildung

Auch Dunja Hayali war bei der Truppe in Mali, im Bundeswehrcamp Castor. Und zwar schon vor ein paar Wochen, lange bevor dort zwei deutsche Soldaten beim Absturz eines Hubschraubers ums Leben kamen. Und die Moderatorin hatte von ihrer Stippvisite in Afrika nicht viel Positives mitgebracht.

Ein Oberstabsfeldwebel berichtete von schlechter Ausrüstung und mangelhafter Ausbildung: „Wir haben einfach zu wenig Personal.“ Neue technische Ausrüstung bekomme man erst dann, „wenn andere Nationen die längst haben“. Und das Schlimmste: Daheim sei man als Soldat höchstens gut angesehen, wenn die Truppe beim Hochwassereinsatz helfe: „Sonst verschließen alle die Augen.“

Soldatin redet sich bei Hayali immer mehr in Rage

ZDF-Moderatorin Dunja Hayali.
ZDF-Moderatorin Dunja Hayali. © ZDF/Svea Pietschmann | Svea Pietschmann

Eine, die diese Klagen gut verstehen kann, ist Nariman Reinke. Bei „Dunja Hayali“ ließ die 37-jährige Bundeswehr-Soldatin, die zweimal in Afghanistan eingesetzt war, ihrem Ärger freien Lauf. Die Truppe müsse unter extrem schwierigen Bedingungen arbeiten, in Afghanistan genauso wie in Mali, wo bei Temperaturen von 60 Grad die Klimaanlage in den Wohncontainern nicht eingeschaltet werden könne, weil es an Diesel fehlt. „Wir müssen improvisieren“, kritisierte Reinke.

Die Soldatin , die als Tochter marokkanischer Einwanderer in Deutschland geboren wurde, redete sich immer mehr in Rage – und scheute sich auch nicht, dem Linke-Politiker Dietmar Bartsch in die Parade zu fahren, als der den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr als sinnlos charakterisierte und den kompletten Abzug forderte.

Teil-Rückzug aus Afghanistan sei Hohn für gefallene Soldaten

Man könne ein Land, in dem seit fast 40 Jahren Chaos und Krieg herrschten, nicht in 15 Jahren befrieden, konterte Reinke. Gehe man zu früh, hätten die friedlichen Menschen dort nur zwei Möglichkeiten: „Fliehen oder sich den Taliban anschließen.

Und überhaupt: Schon der vollzogene Teil-Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan sei „ein Hohn für die 50 Kameraden, die dort gefallen sind“. Trotz des Einsatzes und der Opfer bekämen die Bundeswehr-Soldaten bei vielen Bürgern in der Heimat „nicht mal Rückhalt; das ist eine Schweinerei“.

Eine der schwächeren Sendungen der Hayali-Reihe

Nariman Reinke – wie immer man zu ihrer Haltung steht – rettete mit ihrem emotionalen Auftritt eines Sendung, die insgesamt zu den schwächeren der „Dunja Hayali“-Reihe zählte. Ein bisschen Diesel-Talk mit der Umweltministerin, ein kurzer Plausch mit zwei der „Helden von Barmbek“, die sich einem Messerattentäter nur mit Stühlen „bewaffnet“ entgegen stellten – da gab es kaum Neues zu hören.

Und auch der Kurz-Besuch Hayalis in Mali hatte eher wenig Neuigkeitswert. Von der Soldatin Reinke dagegen hätte man gern noch mehr gehört.

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