Berlin. Hannes Jaenicke kümmert sich um Delfine. Manche Zuschauer bewundern sein Engagement, andere sind genervt von seiner ewigen Retter-Pose.

Wenn sich Hannes Jaenicke für Delfine einsetzt, ist er fast so häufig im Bild wie die Tiere, über die er aufklären will. Da sitzt er für seine ZDF-Reportage „Im Einsatz für Delfine“ scheinbar alleine mit einer adretten Biologin auf einer Yacht, während im Hintergrund die Sonne im Meer versinkt, und plaudert mit ihr über menschliche Verhaltensweisen der Delfine: Sie leben zwar nicht monogam, doch die Männchen schließen untereinander lebenslange Freundschaften. Delfine sind gut, sagt Jaenicke: „Ihnen fehlt jede Art von Bösartigkeit.“

Seit acht Jahren fliegt der 56-Jährige um die Welt und dreht Filme über die Schicksale bedrohter Tierarten. Er hat sich schon für Orang-Utans eingesetzt, für Löwen und für Elefanten. Die Reaktionen sind sehr gemischt. Viele Zuschauer bewundern ihn für seinen Einsatz, dafür, dass er sich einer ganz offensichtlich guten Sache verschreibt. Nicht wenige sind aber auch verwundert oder schlicht genervt von Jaenickes ewiger Retter-Pose. Nach der ersten Folge, der über Orang-Utans, gab es Schlagzeilen wie: „Mit Ökutainment zum Affen gemacht“.

Jaenicke wehrt sich gegen PR-Vorwurf

Seine Kritiker stellen die Frage, warum ausgerechnet Schauspieler die Welt retten müssen, ob es dafür nicht andere, besser qualifizierte Menschen gibt. Wer Jaenicke darauf anspricht, bekommt das Gefühl, als müsse er sich arg zusammenreißen, um nicht aus der Haut zu fahren. „Von den Medien werden wir schnell als Gutmenschen geschlachtet“, ereifert er sich und meint auch andere sozial engagierte Promis. „Da heißt es immer gleich, wir betreiben Eigen-PR.“ Wenn es ihm darum ginge, sagt er, würde er im „Tatort“ mitspielen – „dafür muss ich nicht durch den Dschungel von Borneo kriechen“.

Tatsächlich vermittelt Jaenicke im Gespräch mit dieser Redaktion den Eindruck, sich wirklich für Natur- und Umweltschutz zu interessieren. Sein Selbstbild ist womöglich gar nicht so weit entfernt von seinen Rollen in den Actionfilmen, durch die er bekannt geworden ist. Sie tragen Titel wie „Helden – wenn dein Land dich braucht“. Da verkörpert er oft den Typus „Raubein mit sanftem Kern“.

Doch seine Tierfilme sind immer auch eine große Jaenicke-Show, in der der Schauspieler mitunter eitel wirkt: Jaenicke, wie er mit Delfinen taucht. Wie er heroisch von Land zu Land reist, zum Roten Meer, an die US-Westküste oder zum Nürnberger Delfinarium. Jaenicke, wie er braun gebrannt auf einem Boot sitzt, das Wasser schimmert bläulich, und die Erkenntnis dieser Doku aufsagt: „Wenn wir wirklich etwas tun wollen, um die intelligentesten, sozialsten und beliebtesten Tiere der Welt zu schützen, müssen wir dringend mit deren Zuhause, dem Ozean, anders umgehen.“

Er fühlt sich ungerecht behandelt

Jaenicke, geboren in Frankfurt, hat als Kind ein paar Jahre in den USA gelebt, er hat einen zweiten Wohnsitz in Kalifornien und war bis vor Kurzem mit einer US-Managerin liiert. Er glaubt, Künstler mit Haltung hätten es in Deutschland besonders schwer. Während er hier für seinen Einsatz oft kritisiert werde, sei das in den USA ganz anders.

Dabei macht er es sich zuweilen selbst schwer. Etwa weil er schnell gereizt wirkt. Seine Bücher sind zwar erfolgreich. Titel wie „Die große Volksverarsche. Wie Industrie und Medien uns zum Narren halten“ wirken aber übertrieben polemisch.

Wenn er nun das Leiden der Delfine zeigt, dann gibt er sich persönlich betroffen. Immerhin hantiert er nicht mehr mit der Brechstange wie in früheren Dokus. Ein Ende seines Einsatzes für Tiere ist nicht absehbar: „Die Liste mit aussterbenden Arten wird jeden Tag länger. Wir könnten diese Dokus drehen, bis ich 90 bin.“

Dienstag (2. August), ZDF, 22.15 Uhr