Hannes Jaenicke ermittelt im Ersten im „Amsterdam-Krimi“ im Drogenmilieu. Ein düsterer Thriller vor winterlich-trister Grachtenkulisse.

Alex Pollack ist ein harter Hund. Ein Einzelgänger, misstrauisch und verschlossen. Hannes Jaenicke gibt ihn als großen Schweiger, der sich lieber auf die Zunge beißt, als sich zu erklären. Immerhin, man sieht, was er denkt, selbst wenn er zuschlägt. Und das ist bisweilen großes Kino.

Der neue „Amsterdam-Krimi“, in dem Jaenicke einen deutschen Polizisten auf illegaler Stippvisite in der niederländischen Hauptstadt spielt, ist spannend wie ein Psychothriller. Sozusagen aus der Innenperspektive führt uns der Film in die düstere Welt der V-Männer und V-Frauen, wo die Grenzen zwischen gut und böse diffus zerlaufen. Wem darf man trauen, wem nicht? Und vor allem, wie weit darf ein verdeckter Ermittler gehen, um sein Leben zu schützen?

Der Mann mit den Kunstdrogen

Bevor der LKA-Beamte aus Düsseldorf in die Grachtenstadt kommt, um nach seiner untergetauchten Kollegin Katja (Alice Dwyer) zu suchen, arbeitete er selbst als V-Mann. Jetzt ist er so etwas wie eine Art V-Mann-Ausbilder.

Und so setzte er Katja, die auch seine heimliche Geliebte ist, auf Tom Fischer (Sascha Alexander Geršak) an, einen erfolgreichen Reeder, der im großen Maßstab Kunstdrogen vertickt. Diesen Mann will er kriegen, um jeden Preis. Aber unter Ausschluss der niederländischen Polizei. Das geht nicht gut, natürlich nicht. Der Amsterdamer Kommissar Bram de Groot (wunderbar nüchtern: Fedja van Huêt) hat beide längst auf dem Schirm. Und regt sich, völlig zu Recht, über die illegalen Praktiken seines deutschen Kollegen auf: „Wer glaubt ihr denn, wer wir sind? Käserollende Hampelmänner mit lustig bemalten Holzschuhen, oder was?“

Fortsetzung nächste Woche im gleichen Kanal

Natürlich spricht so kein Mensch, erst recht nicht ein wutentbrannter Holländer. Die Dialoge sind denn auch die eigentliche Schwäche des Films, dessen Geschichte sich so langsam entwickelt wie ihre Charaktere. Nach 30 Minuten wiederkehrender Rückblenden, irreführender Indizien und konfuser Spuren kommt die Story ein bisschen in Schwung.

Drei Jahre hat der österreichische Filmemacher Peter Koller an dem Drehbuch gearbeitet. Eigentlich im Horror-Mystery-Genre zu Hause, ist dies sein erster Fernsehfilm. Vielleicht wirkt die anspruchsvoll erzählte Geschichte, die erst vom Ende her vollständig nachvollziehbar wird, auch deshalb so komplex. Fortsetzung folgt, vielleicht wird alles noch klarer – nächste Woche im gleichen Kanal.

Fazit: Ein düsterer Thriller vor winterlich-trister Grachtenkulisse mit einem faszinierend stillen Hannes Jaenicke.

• ARD, 20.15 Uhr, anschließend auch in der Mediathek.