So emotional spricht Tim Lobinger über seinen Krebs
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Berlin. Vom Top-Athleten zum Krebspatienten – wie geht man damit um? Bei Markus Lanz hat Tim Lobinger offen über seine Krankheit gesprochen.
Vor einem Jahr bekam Stabhochspringer Tim Lobinger die Diagnose Leukämie. Nach mehreren Chemotherapien schien der Krebs besiegt, doch Anfang Januar kam der Befund: Die Krankheit ist zurück. Am Mittwochabend sprach der 45-Jährige bei Markus Lanz im ZDF offen und sehr emotional über seine schwere Zeit.
„Es geht mir sehr, sehr gut, ich fühle mich fit und gesund, obwohl ich es nicht bin“, erzählte Lobinger. Der zweite Krebs sei schwieriger zu besiegen als der erste, Leukämie könne man nie ganz abschütteln. Lobinger leidet unter einer seltenen und aggressiven Form des Blutkrebses, die nur bei fünf Prozent aller Patienten auftritt. Bislang habe er keine neue Chemotherapie anfangen müssen, berichtet Lobinger im aktuellen „stern“.
96 Stunden Chemotherapie
Die Krankheit hat Lobinger verändert, das wird bei Lanz sehr schnell klar. Nach einem kurzen Rückblick auf seine aktive Zeit als Sportler bricht Lobinger in Tränen aus. „Diese Bilder sind halt fies, die kramen dann immer wieder Emotionen hoch, die man eigentlich immer gut im Griff hat“, sagt Lobinger und wischt sich mit einem Taschentuch die Tränen weg.
Prominente Kämpfer gegen den Krebs
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Am 3. März 2017 bekam Lobinger zum ersten Mal die Diagnose Krebs. Es folgte bald die erste Chemotherapie, 96 Stunden am Stück liefen die aggressiven Medikamente in seinen Körper. „Schon auf dem Weg nach Hause hatte ich die ersten Haarbüschel in der Hand“, berichtet Lobinger. Doch sein kleiner Sohn gewöhnte sich schnell an das neue Aussehen: „Als wir die Haare abrasiert hatten, bin ich ins Wohnzimmer, er guckt mich an, kurz verwirrt, und sagt dann: ,Das ist Papa’“.
„Ich habe erstmals wieder eine langfristige Perspektive“
Aber so einfach war es für Lobingers Familie natürlich nicht. „Die Krankheit trifft ja alle, die Familie und Freunde und das ist viel, viel schlimmer. Selbst mit dem Leben abzuschließen ist ein schwerer Weg, aber das schafft man. Aber das Leid und die Frustration einer Tochter, das ist eine fast nicht mögliche Aufgabe.“ Erleichtert war Lobinger, als klar war, dass er die Krankheit nicht an seine Kinder vererbt hat.
Jetzt hat Lobinger eine Stammzellentherapie begonnen, die sein Immunsystem stärken soll. Der 45-Jährige wirkt zuversichtlich: „Ich habe erstmals wieder eine langfristige Perspektive.“ „Langfristig heißt?“, will Markus Lanz wissen. „Für mich locker die nächsten drei, vier, fünf Jahre. Die Ärzte sind ehrlicher und sprechen von ein bis zwei Jahren, aber das ist ja schon mal eine Perspektive und am Ende ist man nur so krank wie man sich fühlt.“ Er brenne darauf, wieder zu arbeiten und allein das sei ein Zeichen, dass er auf einem guten Weg sei. (küp)