„Wer wird Millionär“: So aufregend war das „Zocker Special“
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Von Anja Francesca Richter
Berlin. Beim „Zocker-Special“ von „Wer wird Millionär“ ging es um mehr als um zwei Millionen Euro. Es stellten sich lebensverändernde Fragen.
Wenn Anfang Oktober in Bottrop ein kleiner Junge auf die Welt kommt, sollte er – zumindest mit zweitem Namen – Günther heißen. Nach Günther Jauch nämlich, schließlich hat der 61-Jährige indirekt zur Zeugung des Kindes beigetragen.
Wie lauten seine Abschlussworte bei „Wer wird Millionär?“ am Montagabend, als Kandidatin Sarah Scherbaum ihren Kinderwunsch verkündet? „Dann wünschen wir der folgenden Nacht einen sportlich-fairen Verlauf!“ Herr Jauch! Mehr noch: Als die 32-Jährige ihrem Ehemann nach dem Gewinn von 125.000 Euro um den Hals fällt, kommt der Showmaster nicht umhin zu bemerken: „Vom Vorspiel her, das könnte was werden!“ Ja Herrschaftszeiten, was ist denn bei „WWM?“ los?
„Zocker-Special“ läuft zum 13. Mal
Das „Zocker-Special“ ist los, und das bereits zum 13. Mal. Das Besondere an dieser Folge: Die Kandidaten dürfen ihre vier Joker erst ab der 16.000-Euro-Frage einsetzen, können dafür aber 750.000 Euro (statt 500.000 Euro) und gleich zwei Millionen Euro einstreichen. Außerdem landen sie bei 1000 Euro vergleichsweise weich, falls sie sich vertun. RTL bezeichnet die Sonderausgabe zuvor als „Hardcore-Variante“ des Quiz-Klassikers. Wie nervenaufreibend gestaltet sich der Frage-Marathon letztendlich wirklich?
Sagen wir so: Für ihre Kollegen könnte sich die Show am Ende folgenreicher gestalten als für die Schul-Sozialarbeiterin Scherbaum (abgesehen vom möglichen Nachwuchs natürlich). Denn während die Bottroperin, deren 5000-Euro-Wettschulden bei ihrem Mann sie zur Teilnahme an der Show getrieben haben, recht flink von Gewinnstufe zu Gewinnstufe eilt, geht es bei 64.000 Euro richtig zur Sache.
Lehrer-Versagen versetzt Jauch in Ekstase
Die Frage: „Ein Kreis mit einem Umfang von 3141,6 Metern hat einen Durchmesser von ziemlich genau 100 Metern, einem Kilometer, zehn Kilometern oder 100 Kilometern?“ Der Sieg scheint sicher, denn: Die 32-Jährige zählt gleich zwei Mathematiker zu ihren Telefonjokern. Bingo! Oder etwa nicht?
Nun ja, Lehrer Nummer 1 findet in den 30 möglichen Anrufsekunden leider zu keiner Antwort, was – wir kennen das – Herrn Jauch in Ekstase versetzt. „Da können wir Tragödien anzetteln, wenn er das nicht lösen kann“, hatte der Moderator schon vor dem Gespräch gewitzelt, und: „Ich möchte den Mathelehrer so gerne scheitern sehen.“
Ehemalige Zahnspangenträger erinnern sich
Er hört ihn versagen, woraufhin nach der Dank eines Studiogastes richtig beantworten Frage (ein Kilometer) Jauch es sich nicht nehmen lässt, sogleich den zweiten Lehrer anzurufen, der – puh – die Antwort weiß.
Jauch, mit der Motivation eines Dirigenten beim Wiener Neujahrskonzert, tauscht sich mit Scherbaum über ihr geteiltes Schicksal als ehemalige Zahnspangenträger aus (Jauch: „Man ist nirgendwo hilfloser als beim Zahnarzt“). Wie sie drauf kommen? Es steht die Frage im Raum, welcher Arzt einen Abdrucklöffel gebraucht. Der Moderator sieht zwar auch beim Urologen „unendliche Möglichkeiten“, gibt seiner Kandidatin aber mit ihrer Antwort des Kieferorthopäden recht.
Sie räumten bei „Wer wird Millionär“ ab
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Jauch singt ein paar Zeilen
Weiter geht’s, bevor die Sendung tatsächlich ohne Jauch Fahrt aufnimmt, wie er kurz zuvor befürchtet. Als Scherbaum ihren Publikumsjoker mit Namen ansprechen kann (Sie hatten sich beim Warm-up zur Sendung kennengelernt), bemerkt Jauch: „Wir sind an einem kritischen Punkt in der Geschichte von ‚WWM’ – die Sendung droht mir zu entgleiten.“
Keine Panik, bei der 125.000-Euro-Frage hat er sich wieder im Griff, singt gar ein paar Zeilen. Folgende Frage macht Scherbaum zu schaffen: „Welcher Song wird gerne bei romantischen Hochzeiten gespielt, obwohl es im Liedtext eigentlich um obsessives Stalking geht?“ Zur Auswahl: „My Heart Will Go On“,“ I Will Always Love You“, „Every Breath You Take“ oder „Careless Whisper“?
Zocken lohnt sich für Sozialarbeiterin aus Bottrop
Die Sozialarbeiterin hadert mit sich, obwohl sie die Song-Texte zu zitieren weiß: „Es ist ja immer eine Interpretationssache, vielleicht hat der Sting das gar nicht so gemeint.“ Hatte er aber: 125.000 Euro gehen nach Bottrop! Und das nur, weil die 32-Jährige alles auf eine Antwort – „Every Breath You Take“ – setzt. Zocker aller Länder, vereinigt euch, hier will eine von euch gefeiert werden.
Bei dem einzigen anderen Kandidaten der Show, Tim Pittelkow, 38 Jahre alter Hubschrauberpilot aus Düsseldorf, dreht sich nach Blätterkrokant, Aschermittwoch-Ostersonntag-Rätsel und dem bekanntesten Roman des Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro („Was vom Tage übrig blieb“) übrigens zum Schluss ebenfalls alles um Kinder.
Nicht alle haben den Mut zum Zocken
Seine Frage für den möglichen Gewinn von 125.000 Euro? „Mehr als verzehnfacht – von 11 auf 124 Millionen – hat sich in den letzten 40 Jahren laut WHO weltweit die Zahl der … fettleibigen Kinder oder der über 100-Jährigen?“ Rien ne va plus, er kennt die Antwort nicht.
„Jeder 56. ist entweder ein fettes Kind oder richtig alt“, rätselt er noch, geht aber – vom Mut verlassen – mit 64.000 Euro nach Hause. Ein feines Sümmchen. Doch als wahre Zockerin erweist sich an diesem Abend nur Kandidatin Scherbaum. Und weil sich Jauch und sie so gut verstehen: Vielleicht will er gleich Patenonkel werden?