Berlin. „Die Höhle der Löwen“ ist gestartet. Zum Auftakt auf Vox hielt so mancher Gründer eine böse Überraschung für die Investoren bereit.

Robert Lehmkuhl will bei der ersten Ausgabe der neuen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ gar nicht mehr aufhören zu strahlen. Da hat der 63-Jährige nochmal Glück gehabt. Im letzten Moment hat er doch noch einen Deal eingefahren. Dabei hatten sich Lehmkuhl und Sohn Frank eigentlich schon ins Aus manövriert.

Schuld daran war allerdings nicht ihr Produkt, das da heißt „Rost delete“. Eine Anti-Rost-Paste, die Robert Lehmkuhl selbst erfunden hat. Weil er mit anderen bereits auf dem Markt vorhandenen Mitteln nicht zufrieden war, entwickelte er ein eigenes Produkt und ließ es sich sogar patentieren.

„Ein absolutes Naturprodukt“, wie Lehmkuhl stolz verkündet. Bestehend aus Holz, Obstsäure und Verdicker. Keine Chemie, keine Salzsäure. Mit einem Spachtel oder einer Kelle wird es auf den Rost aufgetragen. Nach mehreren Stunden Einwirkzeit soll das Auto, das Werkzeug oder die Fahrradspeiche wieder rostfrei sein ohne Schäden am Lack genommen zu haben.

„Die Höhle der Löwen“ – erstes Produkt hat gutes Konzept, aber schlechtes Marketing

Bei Investorin Judith Williams kommt das Produkt – oder vielmehr Vater und Sohn – direkt gut an. „Extrem sympathisch“, findet sie. Ein gutes Gespann. Als die beiden jedoch danach gefragt werden, wo und wie viel sie bisher verkauft haben, kippt die Stimmung. In 2013 seien sie gestartet, erzählen die beiden. Sie hätten alles selbst gemacht: gemischt, abgefüllt, Etiketten geklebt. Als die örtliche Presse von dem Produkt berichtete, sei die Nachfrage nach oben geschnellt. Unmöglich aber, zu zweit diesen Bestellungen gerecht zu werden.

Mehrere Wochen pausierten sie deshalb, organisierten sich neu und starteten von vorne. Die Löwen schauen ungläubig, als sie von diesem Chaos hören. Und auch bei den Kunden konnten die beiden Jung-Unternehmer danach nicht mehr so richtig punkten. Der Umsatz stagnierte.

„Ihr Produkt ist vom Wachstum her im Eimer, deswegen bin ich raus“, macht Carsten Maschmeyer sofort deutlich. Auch Judith Williams schreckt nun zurück. Sympathie hin oder her. „Herr Lehmkuhl, Sie sind ein Erfinder! Vertrieb und Marketing sind nicht ihr Ding.“

„Rost Delete“ kann doch noch einen Investor überzeugen

„Die Höhle der Löwen“: Ehsan Allahyar Parsa aus Gießen präsentiert mit „rootify“ eine intelligente App zum Sprachenlernen.
„Die Höhle der Löwen“: Ehsan Allahyar Parsa aus Gießen präsentiert mit „rootify“ eine intelligente App zum Sprachenlernen. © Bernd-Michael Maurer | TVNOW

Als Retter in der Not erweist sich dann schließlich Ralf Dümmel, der dafür bekannt ist, die Produkte der Gründer in diversen Märkten zu platzieren. „Ich glaube, dass Sie da was ganz Großes haben. Das gehört in den Baumarkt und überall dahin, wo es Haushaltsartikel zu kaufen gibt.“ Mit 100.000 Euro für 30 Prozent Firmenanteile ist er dabei.

Die Lehmkuhls sind in der Auftaktfolge der neuen Staffel „Die Höhle der Löwen“ nicht die Einzigen, die viel Geduld brauchen und nur mit Mühe einen Deal zustande bringen. Wie sich durch Nachfragen beim Vorstellungs-Pitch herausstellt, hat das ein oder andere Produkt einen Haken.

Der 23-jährige Ehsan etwa überzeugt durch seine Person, nicht aber sofort durch sein Produkt. Zunächst gibt der Gießener ein bisschen damit an, zehn Sprachen zu beherrschen. Mit Persisch und Deutsch sei er aufgewachsen, andere seien nach und nach hinzugekommen. „Das Hauptproblem der Migration ist die Sprachbarriere“, findet er. Mit „rootify“ will er nun etwas dazu beitragen, dieses Problem aus dem Weg zu schaffen – und den Markt der Sprachlern-Apps revolutionieren.

Sprachen-App überzeugt die Investoren – aber es gibt sie noch gar nicht

Dass Sprachen gemeinsame Wurzeln haben, macht sich diese App zunutze. Nutzer müssen angeben, welche Sprachen sie schon beherrschen, die App sucht dann zunächst Vokabeln raus, die dieser Sprache ähnlich sind und man somit leichter und effizienter lernen kann. Das soll das Erfolgserlebnis und die Motivation steigern. Ralf Dümmel mag den jungen Mann: „Du bist ein Grund zu investieren“, findet er. Aber für Apps ist Dümmel nicht der perfekte Investor.

V.l.: Nils Glagau, Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Ralf Dümmel und Dr. Georg Kofler.
V.l.: Nils Glagau, Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Ralf Dümmel und Dr. Georg Kofler. © TVNOW/Bernd-Michael Maur | TVNOW/Bernd-Michael Maurer

Der Haken bei Ehsans App: Es gibt sie noch gar nicht. Von technischer Seite ist hier also noch jede Menge Arbeit zu leisten. Da ist Nils Glagau raus. Und auch Carsten Maschmeyer verabschiedet sich. Er habe sich schon einmal mit Sprachlernplattformen befasst – anscheinend mit wenig Erfolg. Eines will er dem jungen Gründer aber noch mit auf den Weg geben: „Wenn Sie damit nicht erfolgreich sind, wenn Sie einen Job suchen, in dem es darum geht, Mitarbeiter zu motivieren, können Sie zu mir kommen.“ Vorstellungsgespräch, die wichtigsten Regeln und was Ihnen keinesfalls passieren darf.

Frank Thelen bietet Ehsan schließlich einen Deal an. Allerdings nur unter einer Bedingung: Er soll noch ein Team an Mitarbeitern bzw. einen Co-Founder ins Boot holen, die mit zehn Prozent beteiligt werden. Er selbst möchte 20 Prozent der Anteile und 175.000 Euro investieren. Deal! Ob Thelen damit die richtige Entscheidung getroffen hat? Carsten Maschmeyers Einschätzung: Ehsan bewege sich irgendwo „zwischen Genie und Wahnsinn“.

Auch das dritte Produkt hat einen Haken

Einen anderen Fauxpas leisten sich die Gründer von „Mimik Skincare“. Über ihre Webseite lässt sich individualisierte Kosmetik bestellen. Die Kunden haben die Wahl zwischen vier Basiscremes, dazu können sie Booster und Düfte kaufen – je nach Hauttyp und Vorlieben. Alles wird einzeln nach Hause geliefert und muss dann vom Kunden zusammengemischt werden.

Der Haken hier: Die anwesenden Gründer stellen die Produkte nicht selbst her. Der Hersteller ist aber zu 50 Prozent an „Mimik Skincare“ beteiligt. Frank Thelen findet das „katastrophal“. Schließlich seien sie auf diese Weise an den Hersteller gebunden. Auch Ralf Dümmel ist nicht begeistert.

Die Hälfte sei nicht da, er wolle aber „nicht blind heiraten.“ Das Start-Up versucht sich zu verteidigen. Anders hätte es sich den Eintritt in den Markt nicht leisten können. Judith Williams hat dafür Verständnis und „ein kosmetisches Herz“. Sie gibt 125.000 Euro für 30 Prozent.

„Die Höhle der Löwen“ – Wer bekam keinen Deal?

Das Grillerlebnis „auf die nächste Stufe der Evolution heben“ – mit diesem Versprechen begaben sich Matthias und Micha in die Höhle der Löwen. Die beiden haben mit „Willhelm Grill“ – benannt nach einem Schmied aus dem 18. Jahrhundert, der anhand der Flammen die Temperatur vorhersagen konnte – einen Grill erfunden, den man über eine App steuern kann.

Die App zeigt dem Grillenden unter anderen die Temperatur an. Mit ihr lässt sich aber auch die Wanne mit der Glut senken und heben oder den Lüfter steuern. 5000 Euro kostet der Grill momentan – ein hoher Betrag. „Das Grillen ist im 21. Jahrhundert angekommen“, finden die beiden Herren. Smartes Grillen – muss das die Investoren nicht begeistern?

Seltsamerweise lässt sich keiner der Investoren auf einen Deal ein. Ja, fast sieht es so aus, als suchten sie alle Ausreden. Plötzlich will niemand mehr Interesse an Technik und Digitalisierung haben. Georg Kofler etwa findet: „Euren Erfindergeist in allen Ehren. Ich bin an einer Automatisierung des Grillens nicht interessiert. Ich kann keinen Nutzen erkennen, wenn unser ganzes Leben durchtechnisiert wird.“

Und auch Frank Thelen, der sonst bei Apps sofort dabei ist, lehnt ab: „Für mich ist Grillzeit Auszeit. Das passt einfach nicht zu mir.“ Beim Grillen mal eben auf die Temperatur am Handy schauen? Das passt nicht?

Kein Deal wegen eines „zu leicht kopierbaren“ Konzepts

Dass die beiden Gründer 600.000 Euro für 20 Prozent Firmenanteile wollen, schreckt die Investoren ebenfalls ab. „Mit so einer Bewertung haben Sie eine geringe Chance, dass sie auch unser Know-how bekommen“, sagt Dagmar Wöhrl, um dann erst richtig loszulegen: „Sie sind hier, weil Sie Werbezeit wollen. Das ist mein Gefühl.“

Auch „Pakama“ kann nicht überzeugen. Die Gründer haben einen Rucksack mit den „zehn besten Sportgeräten für Ganzkörpertraining“ auf den Markt gebracht. Unter anderem Matte, Langhantel, Springseil und Slides. Dazu gibt es für Kunden eine Fitness-App, die den Trainingsplan erstellt, Übungen in Videos präsentiert und Anleitungen gibt.

Wer nicht ins Fitnessstudio kann, soll so immer und überall Sport machen können – mit dem Fitnessstudio im Rucksack sozusagen. Voll gepackt wiegt er fast vier Kilo. Die Löwen sind skeptisch. Ihre Kritik: ein zu leicht kopierbares Konzept.

Die aktuelle „DHDL“-Staffel, die ab dem 10. März auf VOX läuft, ist die letzte mit Investor Frank Thelen. Sein Nachfolger wird Ex-Rennfahrer und Start-up-Gründer Nico Rosberg.