Essen. Das ZDF zeigt am Samstag die zehnte Folge der Krimireihe „Friesland“. Es droht Langeweile. Die meisten Scherze hat man schon gehört.

Beim Feuilleton verhasst, beim Publikum beliebt. Wäre es anders herum, könnte die ZDF-Krimireihe „Friesland“ an diesem Samstag kein kleines Jubiläum feiern. In der zehnten Folge läuft alles „Aus dem Ruder“.

Gerade noch topfit, wenige Minuten später schon tot. Beim Training auf dem Wasser sackt Claudia, die Ruderhoffnung der Polizei Leer, zusammen und stirbt. Herzversagen, heißt es. Tragische Sache, scheint es. Wäre dann aber kein Fall für Henk Cassens (Maxim Mehmet), der wieder einmal recht vertrauensselig durchs Leben stolpert. Was umso schlimmer ist, weil Kollegin Süher Özlügül (Sophie Dal) nicht an seiner Seite ist. Im echten Leben hochschwanger hat das Drehbuch sie – für zwei Episoden – „auf Fortbildung“ geschickt.

ZDF-Krimireihe „Friesland“: Immer mehr Verdächtige

Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler), man ahnt das schon, ist auch keine Hilfe. Im Gegenteil. Der stets schlecht gelaunte Ermittler entpuppt sich als großer Freund des Rudersports und will sogar für ein ordentliches Begräbnis der „lieben Claudia“ sammeln. Schließlich war sie auch seine Angelpartnerin.

So schlägt dann die große Stunde von Apothekerin und Hobby-Miss Marple Insa (Theresa Underberg), die nach heimlich entnommener Probe Unregelmäßigkeiten im Blut der Verstorbenen findet und darauf als eine Art Hilfspolizistin undercover in den Ruderclub eingeschleust wird. Und auch Bestatter Habedank hakt nach – allerdings eher aus Sorge, auf den Kosten für die Beerdigung sitzen zu bleiben.

Schnell wird klar, dass die Tote bei den Kollegen alles andere als beliebt war. Und dass sie nicht die ehrbare Kollegin war, für die Brockhorst sie gehalten hat. Beides sorgt dafür, dass der Kreis der Verdächtigen immer größer wird. Hinzu kommt, dass Henk – einmal mehr – persönlich in die Sache hineingezogen wird.

„Friesland“ im ZDF: Die meisten Scherze hat man schon gehört

„Aus dem Ruder“ (Regie: Martina Plura) ist anders als die bisherigen Friesland-Folgen, macht aber zu wenig aus den Möglichkeiten, die sich aus dem Fehlen einer Hauptdarstellerin ergeben. Statt auch nur in irgendeiner Form zu überraschen, lässt das Drehbuch die Charaktere bis zum Finale in ihren bekannten Rollen verharren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschichte selbst nicht zu den stärksten der Reihe zählt.

Immerhin: Der schwarze Humor und die leichte Pietätlosigkeit, die die Ermittler aus Leer von den vielen TV-Kollegen der Samstagabend-Krimis unterscheiden, sind auch hier wieder vorhanden. Mittlerweile aber schleicht sich so ein wenig der Tatort-Münster-Effekt ein. Soll heißen: Die meisten Scherze hat man so ähnlich schon mal gehört.

Fast alles wie immer also im Norden. Auch zum Jubiläum bietet Friesland leichte Krimiunterhaltung für nahezu die ganze Familie. Langsam aber sicher wird es dennoch Zeit, dass die Figuren der Reihe sich weiterentwickeln. Sonst droht Langeweile.

Das ZDF zeigt „Friesland“ am Samstag, 29.2., um 20.15 Uhr und in der Mediathek.