Essen. LKA-Ermittlerin Voigt ist der neue Gegenpol von „Kommissarin Heller“ – eine echte Bereicherung. Der neue Krimi will allerdings zu viel.

Am liebsten träumt sich Kommissarin Winnie Heller von der Kripo Wiesbaden (Lisa Wagner) in eine schöne Welt. Dann ist sie Frontfrau eines olympiareifen Wasserballetts, oder sie begegnet dem freundlichen weißen Kaninchen aus Alices Wunderland. Leider folgt dem Traum immer wieder das Erwachen.

Der als zweifacher Vergewaltiger inhaftierte Sexualstraftäter Köster (Karsten Mielke) hat auf einem Freigang einen Strafvollzugsbeamten erschossen und ist auf der Flucht. Ein Komplize muss bei dem offenbar von langer Hand geplanten Ausbruch geholfen haben, der Mord auf einer einsamen Landstraße geschah nicht zufällig.

Am Tatort wartet allerdings nicht nur der neue Fall auf Winnie, sondern auch Isabel Voigt (Lavinia Wilson) vom LKA. Sie war es, die vor acht Jahren Köster ins Gefängnis gebracht hat, sie soll jetzt die Ermittlungen leiten.

Zurück aus der Psychoklinik

Normalerweise wäre Winnie jetzt aus der Haut gefahren. Doch in ihrem inzwischen neunten Einsatz und nach über einjähriger Bildschirmpause ist alles anders. Die als psychisch angeschlagen verschriene und bei den Kollegen nicht sonderlich beliebte Singlefrau ist gerade als wieder dienstfähig aus der psychiatrischen Reha entlassen worden, in der sie als suizidgefährdet therapiert worden war.

Nach ihrer „Auszeit“ und dank der begleitenden Psychopharmaka wirkt sie nun ausgeglichen und entgegenkommend; sie hat ihre Wut und Angst verloren, fühlt sich trotz gelegentlicher Konzentrations-Aussetzer so wohl, dass man sich fragt, ob sie auch wirklich etwas fühlt. Die beiden Ermittlerinnen verstehen sich jedenfalls, man ist im Nu per Du.

Mit der LKA-Kommissarin hat Drehbuchautor Mathias Klaschka eine neue Figur eingeführt, die hoffentlich viele Dienstjahre erwarten. Lavinia Wilson als freundliche, liebenswerte, gleichwohl hochprofessionelle Isabel Voigt ist der ideale Gegenpol zu Lisa Wagners spröder, gedankenschwerer Kommissarin Heller.

Dass auch Isabel ihre (kleine) Last schultert, dass sie vom Ehemann betrogen wird und es zwischen ihr und Winnie manchmal beinahe „knistert“, ist vielleicht ein Vorgriff auf künftige Entwicklungen.

Buch und Regie kennen offenbar keine Grenzen

In „Herzversagen“ jedenfalls wirken die Ermittlerinnen fast wie die einzigen halbwegs „normalen“ Personen. Denn im Bemühen, um die Psycho-Kriminalistin Heller herum alles und jeden entsprechend auszustaffieren, kennen Buch und Regie (Christiane Balthasar) keine Grenzen.

Vom toten JVA-Beamten über dessen Ehefrau, die die Strafanstalt leitet, über die nymphomane Gefängnispsychologin und Kösters Ehefrau bis zu einem Vergewaltigungsopfer und der Chefin in einer Gärtnerei, in der Köster als Freigänger arbeitete – sie alle sind psychisch gestört oder zumindest seelisch zerrissen.

Welche Wendungen die Geschichte auch nimmt, hinter jeder Ecke lauert eine neue Macke. Irgendwann ist es die eine zu viel.

Fazit: Entschieden zu viel „Psycho“ in einem Krimi, in dem Lisa Wagner und Lavinia Wilson ein vielversprechendes Ermittlerteam abgeben.

• Samstag, 16. Februar, 20.15 Uhr