Berlin. Matthias Koeberlin und Nora Waldstätten punkten auch im neuen „Bodensee-Krimi“ als Duo. Ihr neuer Fall hat allerdings kleine Schwächen.

Sie sind schon ein ungewöhnliches, eher unterkühltes Ermittlerduo: Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) und seine Kollegin Hannah Zeiler (Nora Waldstätten) von der Kripo Lindau kommen nicht als scherzende Sympathieträger daher, sondern treten wortkarg und introvertiert auf.

Als Dienstwagen fahren sie einen uralten, türkisfarbenen VW-Bus, und privat scheinen die beiden fast genauso viele Probleme zu haben wie die Mordverdächtigen, denen sie auf der Spur sind.

Aber das TV-Publikum mag dieses vom Leben gezeichnete Pärchen aus der ZDF-Krimireihe „Die Toten vom Bodensee“. Die Quoten sind regelmäßig exzellent und erreichen oft acht Millionen Zuschauer.

Im neuen, mittlerweile achten Fall mit dem Titel „Der Stumpengang“ bekommen es Zeiler und Oberländer anscheinend mit einem bizarren Ritualmord im tiefsten Wald zu tun.

Schulklasse erlebt Geschichte des Schreckens

Als der Lehrer Aloys Hartl (Michael A. Grimm) seine Klasse durch den historischen Stumpengang führt, entdeckt Schülerin Manuela Frick (Sophie Stockinger) eine Leiche.
Als der Lehrer Aloys Hartl (Michael A. Grimm) seine Klasse durch den historischen Stumpengang führt, entdeckt Schülerin Manuela Frick (Sophie Stockinger) eine Leiche. © ZDF und Petro Domenigg | Petro Domenigg

Eine Geschichte des Schreckens findet ein schreckliches Ende. Lehrer Hartl (Michael A. Grimm) wollte seiner Klasse auf einer nächtlichen Wanderung die mittelalter­liche Bodenseelegende vom „Stumpengang“ vermitteln.

Danach wurden dereinst gefesselte Straftäter, die ihre Hände wegen übergestülpter Lederhüllen (Stumpen) nicht einsetzen konnten, im Wald ausgesetzt und mussten auf vorgegebenem Folterweg um Leben und Freiheit laufen.

Als die Klasse endlich die letzte Station des historischen Weges erreicht, entdeckt eine Schülerin dort einen grauenhaft zugerichteten Leichnam. Sägewerksbesitzer Weidinger wirkt wie geradewegs der Legende entsprungen: hergerichtet wie ein mittelalterlicher Delinquent, einschließlich originaler Stumpen, die aus einem nahe gelegenen Heimatmuseum entwendet wurden.

Der Fall wird immer rätselhafter

Zeiler und Oberländer stehen vor einem Fall, der immer rätselhafter wird. So gut wie niemand, nicht einmal seine Frau Lisa (Bernadette Heerwagen), mochte Weidinger. Auch die Stumpen helfen nicht weiter.

Als Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) und Hannah Zeiler (Nora Waldstätten) im Laufe der Ermittlungen auf eine weitere Leiche stoßen, gestaltet sich der Fall immer komplizierter. Gelingt es den beiden am Ende, den Mörder zu schnappen?
Als Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) und Hannah Zeiler (Nora Waldstätten) im Laufe der Ermittlungen auf eine weitere Leiche stoßen, gestaltet sich der Fall immer komplizierter. Gelingt es den beiden am Ende, den Mörder zu schnappen? © ZDF und Petro Domenigg | Petro Domenigg

Zugang zum Museum, das gerade saniert wird, und damit die Möglichkeit zum Diebstahl hatten viele. Die Architektin Natascha Schwärzer (Barbara Romaner) etwa, deren Büro den Umbau betreut, oder ihr Bruder, der als Schmied die historischen Metallarbeiten übernommen hat.

Doch alle Ansätze laufen ins Leere, nichts passt zusammen. Dann wird am Stumpenweg auch noch die Leiche von Schwärzers vermisstem Ehemann gefunden. Der Investmentbanker war vor drei Jahren mit einem unterschlagenen Vermögen abgetaucht.

Düsterer Ton in einer spannenden Erzählung

Das Buch stammt wieder von Timo Berndt, der gewohnt souverän die Untiefen gängiger Krimi-Elemente umschifft. Sein vielschichtiger „Stumpengang“ erzählt eine in ihrer tragischen Dimension kaum vorhersehbare Geschichte um Liebe, Verlust und Rache. Dazu passt der verhaltene, überraschend düstere Erzählton (Regie: Michael Schneider).

Fazit: Nora Waldstätten und Matthias Koeberlin werden als Ermittlerteam immer sympathischer. Leider tummeln sich etwas viele Verdächtige in diesem spannenden, aber konventionell erzählten TV-Krimi.

• „Der Stumpengang“; Montag, 4. Februar, 20.15 Uhr, ZDF und bereits online in der Mediathek des ZDF