Hamburg. Florence Kasumba wird die erste schwarze „Tatort“-Kommissarin. Am Sonntag gibt sie als die Kollegin von Maria Furtwängler ihr Debüt.

Fast 50 Jahre nach dem ersten „Tatort“ ist es so weit: Zum ersten Mal ermittelt eine schwarze Kommissarin in Deutschlands ältester Krimireihe – die in Uganda geborene Schauspielerin Florence Kasumba gibt in der Folge „Das verschwundene Kind“ am 3. Februar ihr Debüt als Anaïs Schmitz.

Die 42-Jährige ist die Neue an der Seite von Maria Furtwängler alias Kommissarin Charlotte Lindholm, die nach einem fatalen Fehler vom LKA Hannover zur Göttinger Polizei strafversetzt wurde. Beim Kennenlernen der neuen Kollegin tappt Lindholm gleich mal in die Rassismusfalle: Sie hält Schmitz, der sie an einem blutigen Tatort begegnet, für eine Putzfrau. Kein guter Anfang.

Ein Schritt zu mehr Diversität im Fernsehen

Die peinliche Szene ist leider nicht unrealistisch, sagt Florence Kasumba: „Manchmal erlebe auch ich Alltagsrassismus, aber ich habe gelernt, gelassen damit umzugehen.“ Ihre Rolle im „Tatort“ sei ein Schritt zu mehr Diversität im Fernsehen. „Umso mehr unterschiedliche Menschen im Fernsehen zu sehen sind, umso normaler wird es. Vielleicht gibt es ja auch bald eine Kommissarin mit Kopftuch, ohne dass das thematisiert werden muss.“

Ihre Kollegin Maria Furtwängler betont die große gesellschaftliche Verantwortung der Krimireihe: „Es ist wichtig, diese schwarze Kommissarin zu erzählen, und sie eben so oft zu erzählen, bis wir nicht mehr automatisch davon ausgehen, dass die Schwarze in dem Kittel die Putzfrau ist oder Drogen verkauft und kein Deutsch spricht.“

Florence Kasumba wuchs in Essen auf

In dem ersten gemeinsamen Fall, „Das verschwundene Kind“, entbindet eine Schülerin ihr Baby auf einer Schultoilette und verschwindet spurlos. Schmitz und Lindholm nehmen die Ermittlungen auf – doch es fällt ihnen schwer, an einem Strang zu ziehen: In einer Szene versetzt Schmitz ihrer Kollegin Lindholm sogar eine schallende Ohrfeige – „mangelnde Impulskontrolle“, erklärt sie schulterzuckend.

Florence Kasumba kam 1976 in Uganda zur Welt und wuchs in Essen auf. Nach dem Abitur studierte sie Schauspiel, Gesang und Tanz in den Niederlanden und wirkte in zahlreichen Musicals mit. Außerdem stand sie schon früh vor der Kamera, hatte unter anderem diverse „Tatort“-Gastrollen. 2016 gelang ihr dann der Sprung nach Hollywood, in der Marvel-Verfilmung „The First Avenger: Civil War“ spielte sie zum ersten Mal die Kriegerin Ayo. Spätestens seit sie 2018 in „Black Panther“ erneut die amazonenhafte Speerkämpferin gab, ist sie ein internationaler Star.

Nicht die erste schwarze TV-Ermittlerin

Die Wahl für die Rolle als Anaïs Schmitz sei aber schon früher auf sie gefallen, berichtet „Tatort“-Produzentin Iris Kiefer. „Es sollte eine dunkelhäutige Kommissarin sein und ich persönlich bin sehr froh darüber, weil die Vielfalt, die man sich wünscht, im deutschen Fernsehen zu wenig abgebildet wird.“

Schwarze Ermittler und Ermittlerinnen gab es in Fernsehkrimis schon früher, zum Beispiel Dennenesch Zoudé im „Polizeiruf 110“ oder Pierre Sanoussi-Bliss in „Der Alte“. Nun folgt ihnen Florence Kasumba als „Tatort“-Kommissarin. Seit die Besetzung bekannt wurde, wird in den Medien viel über ihre Hautfarbe geredet. In den Augen der Schauspielerin ist das „ein Indikator dafür, dass Deutschland für diese Idee und für die Veränderung in der Medienlandschaft bereit ist“.