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"Tatort" aus Dortmund: Mobbing gegen eine ganze Stadt?

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"Tatort": Das sind fünf spannende Fakten

"Tatort": Das sind fünf spannende Fakten

Das sind 5 spannende "Tatort"-Fakten

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Bürgermeister-Protest beim WDR. "Tatort"-Szenen mit Kommissar Faber voller Klischees. Gefilmt wurde in Duisburg.

Essen.  Der jüngste Dortmund-„Tatort“ hat scharfe Kritik nach sich gezogen. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau schrieb dem WDR, der Film sei „Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen“. Nun hat Schauspieler Jörg Hartmann einen Schritt auf den Politiker zugemacht.

„Der Oberbürgermeister Sierau kann gerne mit mir ein lecker Pilsken trinken“, sagte Hartmann, der in der Dortmunder Ausgabe des „Tatorts“ mit dem Ermittler Peter Faber die Hauptrolle spielt, der „Bild“. „Unser Tatort ist Fiktion und eigentlich begreifen das die meisten Zuschauer.“

Hartmann: Kritik ist „Schlag in die Fresse“

Sierau hatte kritisiert, seine Stadt werde klischeehaft dargestellt. Der für die Dortmunder Ausgabe zuständige WDR wies die Kritik zurück. Die Folgen zeigten ein vielschichtiges Bild der Stadt.

Hartmann erklärte, die Heftigkeit der Diskussion habe ihn richtig erschreckt. „Ich dachte, wir wären mit unserem Tatort in Dortmund angekommen, aber jetzt kriegt man so einen Schlag in die Fresse“, sagte er.

Niemand wolle das Ruhrgebiet schlecht machen

Mit Blick auf die im Februar beginnenden Dreharbeiten für die neue „Tatort“-Folge äußerte er Sorgen, dass die Dortmunder ihrem „Tatort“ die Sympathie entziehen könnten.

„Keiner von uns will das Ruhrgebiet oder Dortmund schlecht machen“, betonte er. „Wir versuchen, einen spannenden und guten Krimi zu machen und das gelingt uns – wie auch bei vielen anderen Dingen im Leben – manchmal mehr und manchmal weniger.“

Als überzeugter Herdecker sei er zudem fast ein Dortmunder und wisse um die vielen schönen Ecken. „Ich als alter Ruhrpottler liebe meine Heimat, und ich würde auch behaupten, ich kenne sie immer noch, auch wenn ich schon lange in Potsdam lebe.“

Dortmunder „Tatort“ spielte im Bergbau-Milieu

Der Krimi, der den Titel „Zorn“ trug, behandelte den Mord an dem ehemaligen Bergmann Andreas Sobitsch (Daniel Fritz). Dieser setzte sich in dem Krimi nach der Schließung der letzten Zechen für eine gerechte Abfindungszahlung an die Bergleute ein.

Die Spur führte in eine Kneipe, wo sich ehemalige Bergleute regelmäßig trafen und Bier tranken. Daneben ging es um die stillgelegten Zechen und um die Problematik der Reichsbürger.

Dortmunder „Tatort“ für Sierau „maximal lächerlich“

Von der Freude darüber, dass Dortmund „Tatort“-Stadt geworden ist, scheint nicht mehr viel übrig zu sein. Die Aussage, dass ein „Tatort“ die Stadt adelt, wollte Sierau zurücknehmen. Geärgert hat er sich anscheinend schon länger, doch die letzte Folge hat das Fass wohl zum überlaufen gebracht.

„Das Bild, das am Sonntag über die Orte der Handlung in Dortmund und Marl sowie über die gesamte Region zu bester Sendezeit bundesweit vermittelt wurde, ist an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten. Es ist maximal lächerlich“, schimpft er.

Sierau erwartet vom Tatort „ein Mindestmaß an Bezug zur Realität“

Ein Krimi müsse natürlich keine Dokumentation sein, räumte Sierau ein, er erwarte aber „ein Mindestmaß an Bezug zur Realität“. In „Zorn“ aber habe man Menschen einer Region Bier trinkend und in Trainingsanzügen vor heruntergekommenen Häusern herumstehen lassen und sie so der Lächerlichkeit preisgeben.

Er sei deshalb, schloss Sierau sein Schreiben, nicht böse, wenn man die Dortmunder Ermittler in den vorgezogenen Ruhestand schicken würde.

WDR sieht polarisierenden „Tatort“ als Bereicherung

Der WDR wehrte sich einen Tag nach der Veröffentlichung des Briefes gegen die Vorwürfe: „Der Tatort ist Fiktion – aus dramaturgischen Gründen wird auch verdichtet und zugespitzt.“ Einzelne Szenen könnten dadurch polarisieren und Debatten auslösen. „Das ist aus unserer Sicht nicht negativ, sondern bereichernd“, hieß es weiter.

Zudem wies der WDR darauf hin, dass die Publikumsreaktionen überwiegend positiv seien: „Bei den letzten öffentlichen Vorführungen in Dortmund gab es sehr viel Applaus.“ (A.B./epd)

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