BERLIN. Im neuen Bozen-Krimi „Leichte Beute“ jagen die Südtiroler-Ermittler ein Ganoven-Trio – und das vor traumhaftem Dolomiten-Panorama.

„Richter Eisenhart“ ist tot. Der Pensionär, zu Lebzeiten berühmt und berüchtigt für seine kompromisslosen Urteile, wurde in seinem Haus erschossen. Ist er Opfer eines außer Kontrolle geratenen Einbruchs geworden, oder sollte der Einbruch einen vorsätzlichen Mord kaschieren? Warum hat die Alarmanlage versagt – wie unlängst schon bei einer Reihe von Villen-Einbrüchen in der Gegend –, und warum war immer die gleiche Sicherheitsfirma involviert?

In „Leichte Beute“, dem ersten von zwei neuen Fällen der populären „Bozen-Krimi“-Reihe, haben „Frau Commissario“ Sonja Schwarz (Chiara Schoras) und „Capo“ Matteo Zanchetti (Tobias Oertel) reichlich zu tun. Mehr als der Zuschauer.

Der kennt von Anfang an die Grundkonstellation, darf sich dank der Szenenwechsel und Rückblenden den Ermittlern stets ein wenig voraus wähnen, kann die Kräfteverhältnisse und das daraus resultierende Konfliktmaterial zumindest erahnen.

Spuren führen bis zur Mafia

In einem heruntergekommenen Berghotel haben sich als einzige Gäste drei Ganoven einquartiert, die ein paar große Coups landen wollen. Ein Bandenmitglied ist der Ex der Hotelbesitzerin und Vater ihres Kindes; deren Bruder wiederum arbeitet bei der Sicherheitsfirma und hat die Alarmanlagen eingebaut.

Als sich herausstellt, dass einer von ihnen im Alleingang bei „Richter Eisenhart“ eingestiegen ist und diesen mit dessen eigener Waffe erschossen hat, wächst das gegenseitige Misstrauen.

Die Ermittler wissen von alledem natürlich nichts, was nichts ausmacht, weil die Geschichte längst nicht auserzählt ist und eine völlig neue Wendung erfährt. Es bleibt nicht bei dem einen Toten.

Südtiroler Version von Romeo und Julia

Vor der Kulisse des malerischen Stadtkerns von Bozen und der atemberaubend schönen Dolomiten verbinden Jürgen Werner (Buch) und Torsten Näter (Regie) die genretypische Mördersuche mit einer ausgefeilten Thriller-Handlung, die sich stark der klassischen Tragödie annähert.

Selbst die kleinen Nebenerzählungen, in denen es um die Befindlichkeiten der Beamten geht und die so oft nur prätentiöses, lähmendes Beiwerk sind, tragen das Geschehen voran. Wenn etwa Sonjas Tochter mit einem jungen Mann ausbrechen will, dessen Familie dem Bozner Statthalter der Mafia nahesteht, dann wirkt das verliebte Paar für einen Moment wie die Südtiroler Version von Romeo und Julia.

Nächster Fall bereits in der Woche darauf

Viel dramatischer, ja geradezu archaisch mutet die Situation an, wenn die Kamera (Joachim Hasse) im Weitwinkel das marode Berghotel am Rande einer steinernen Einöde einfängt. An diesem trostlosen, von den Göttern verlassenen Ort ist kein Platz für Hoffnung. Wen es hierhin verschlägt, dessen tragisches Schicksal ist vorherbestimmt.

Kraft und Entschlossenheit schöpfen allerdings Schwarz und Zanchetti. Im nächsten neuen Fall, den die ARD in einer Woche ausstrahlt, wollen sie dem örtlichen Mafia-Paten Rossi (Thomas Sarbacher) an den Kragen.

Fazit: Ausgefeilter, überzeugend besetzter Thriller vor traumhaft schöner Kulisse.

ARD, Donnerstag, 17. Januar, 20.15 Uhr