Essen. Waffen-Deals und eine ermordete Reporterin beschäftigen das Wiener „Tatort“-Team. Heraus gekommen ist ein kluger und spannender Krimi.

Was haben die Österreicher doch für eine großartige Landschaft. „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, heißt es nicht umsonst in der Operetten-Seligkeit. Und dann ist da auch noch das Weiße Rössl am Wolfgangsee. „Unglaublich schön muss es sein, in dieser Gegend Urlaub zu machen“, schwärmt die Kommissarin Bibi Felner (Adele Neuhauser). „Und unheimlich teuer,“ raunzt ihr Kollege Moritz Eisner (Harald Krassnitzer). Aber beide kommen ohnehin nicht wegen der Idylle her, sondern mal wieder wegen einer Leiche. Und das auch noch bei strömendem Regen.

„Wahre Lügen“ ist bereits der siebte Österreich-„Tatort“ von Regisseur Thomas Roth (auch Buch), der dabei die Krimifarbe seiner Inszenierungen immer gern verändert. Das heißt in diesem Fall, dass vom Wiener Schmäh kaum noch etwas übrig bleibt, nicht nur wegen der weiten Distanz zur Hauptstadt, sondern vor allem wegen der Thematik.

Die Tote – lange schon im Wasser des Wolfgangsees gelegen – war eine Journalistin aus Hamburg, die offenbar besonders interessiert war an einem alten Fall aus der österreichischen Politik. Laut ihrer Lebenspartnerin Sybille (Emily Cox) ging es dabei um den Tod eines Ministers und um illegale Waffengeschäfte.

Der neue Österreich-„Tatort“ in Bildern

Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser haben viel zu feiern. Fast auf den Tag genau seit 20 Jahren ermittelt Harald Krassnitzer als Kommissar Moritz Eisner im „Tatort“. Adele Neuhauser ist in „Wahre Lügen“ zum 20. Mal als Ermittlerin Bibi Fellner zu sehen.
Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser haben viel zu feiern. Fast auf den Tag genau seit 20 Jahren ermittelt Harald Krassnitzer als Kommissar Moritz Eisner im „Tatort“. Adele Neuhauser ist in „Wahre Lügen“ zum 20. Mal als Ermittlerin Bibi Fellner zu sehen. © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
Obert Ernst Rauter (Hubert Kramar) hat in „Wahre Lügen“ seine Schwierigkeiten mit Moritz Eisner und Bibi Fellner, die sich (mal wieder) mit der Generaldirektion der inneren Sicherheit anlegen und ihn so in Bedrängnis bringen.
Obert Ernst Rauter (Hubert Kramar) hat in „Wahre Lügen“ seine Schwierigkeiten mit Moritz Eisner und Bibi Fellner, die sich (mal wieder) mit der Generaldirektion der inneren Sicherheit anlegen und ihn so in Bedrängnis bringen. © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
Generaldirektorin Dr. Maria Digruber (Franziska Hackl) und ihr Sekretär Lukas Kragl (Sebastian Wendelin) scheinen eigene Interessen zu vertreten, wenn es um den Todesfall des ehemaligen Verteidigungsminister Karl Lütgendorf geht. Die Ermittlungen von Moritz Eisner und Bibi Fellner sind für Lukas Kragl daher auch nicht mehr als eine „Märchenstunde“.
Generaldirektorin Dr. Maria Digruber (Franziska Hackl) und ihr Sekretär Lukas Kragl (Sebastian Wendelin) scheinen eigene Interessen zu vertreten, wenn es um den Todesfall des ehemaligen Verteidigungsminister Karl Lütgendorf geht. Die Ermittlungen von Moritz Eisner und Bibi Fellner sind für Lukas Kragl daher auch nicht mehr als eine „Märchenstunde“. © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
„Ernstl“ Rauter gerät zwischen die Fronten. Soll er zu seinen Sonderermittlern Bibi Fellner und Moritz Eisner halten oder sich den Forderungen von Dr. Maria Digruber und Lukas Kragl beugen?
„Ernstl“ Rauter gerät zwischen die Fronten. Soll er zu seinen Sonderermittlern Bibi Fellner und Moritz Eisner halten oder sich den Forderungen von Dr. Maria Digruber und Lukas Kragl beugen? © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
Dubioser Industriemanager: David Weimann (Robert Hunger-Bühler) führt einen früheren Rüstungskonzern und hatte mit Mordopfer Sylvie Wolter zu tun. Auch gibt es Verbindungen zur Generaldirektion. Was hat er vom Tod der Journalistin? Und welche Interessen verfolgt er?
Dubioser Industriemanager: David Weimann (Robert Hunger-Bühler) führt einen früheren Rüstungskonzern und hatte mit Mordopfer Sylvie Wolter zu tun. Auch gibt es Verbindungen zur Generaldirektion. Was hat er vom Tod der Journalistin? Und welche Interessen verfolgt er? © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
Das fragt sich Sybille Wilderin (Emily Cox), die Lebenspartnerin der ermordeten Journalistin. Sie recherchiert auf eigene Faust.
Das fragt sich Sybille Wilderin (Emily Cox), die Lebenspartnerin der ermordeten Journalistin. Sie recherchiert auf eigene Faust. © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
David Weimann (Robert Hunger-Bühler) und Sybille Wilderin (Emily Cox) haben ganz andere Interessen als nur einen guten Drink. Immerhin standen beide in einer direkten Verbindung zum Mordopfer Sylvie Wolter.
David Weimann (Robert Hunger-Bühler) und Sybille Wilderin (Emily Cox) haben ganz andere Interessen als nur einen guten Drink. Immerhin standen beide in einer direkten Verbindung zum Mordopfer Sylvie Wolter. © ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro D | ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
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Realer ungeklärter Fall als Grundlage

Roth hat sich da unter neuem Namen ein real existierendes ­Ereignis von 1981 zu eigen gemacht, das in Österreich damals hohe Wellen geschlagen hat und noch immer ungeklärt scheint. Damals hatte man Karl Lütgendorf, den Verteidigungsminister der Alpenrepu­blik, tot in seinem Auto vorgefunden.

Die offizielle Verlautbarung sprach von einem Suizid, weil der Tote mit einem Revolverschuss in den Mund vorgefunden wurde. Tatsächlich aber gibt es bis heute hartnäckige Gerüchte, dass Lütgendorf bei einem Jagdausflug ermordet wurde.

Für seinen fiktiven Thriller benutzt der Regisseur hier ein Mord-Tableau, das den Zweiflern tatsächlich recht geben würde. Man schaut Eisner und „der Bibi“ eigentlich immer gern dabei zu, wenn und wie sie ihre Fälle lösen. Hier aber muss man fast schon Mitleid haben mit den beiden.

Ihre Ermittlungen mögen zwar immer tiefer in den politischen Sumpf führen. Einen Gebrauch davon dürfen sie jedoch nicht machen. Selbst dann nicht, als ein alter Kollege (Peter Matic) verspricht, ihnen brisante Dokumente zu liefern.

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Oberste Sicherheitsbeamtin hat kein Interesse an Aufarbeitung

Denn auch dieser Mann wird kurz vor der Übergabe tot in seinem Auto vorgefunden. Suizid, wen wundert es. „Wenn wir den Stein ins Rollen bringen“, war ­Eisner anfangs noch optimistisch, „rollen da jede Menge hohe Köpfe.“

Da hat er noch nicht die oberste Sicherheitsbeamtin der Regierung gekannt, an der alles abprallt und die kein Interesse zeigt an der Aufarbeitung eines unbequemen alten Falles.

Zwei Ermittler, die gegen die Bürokratie und deren Machenschaften ankämpfen, das hat es immer schon gegeben. Aber selten so schmerzhaft wie hier, in diesem klug und spannend gebauten Krimi.

Fazit: Komplex, klug und tiefgründig.

• Sonntag, 13. Januar, 20.15 Uhr, ARD: „Tatort“