Berlin . Der Österreicher Hans Sigl startet am als „Bergdoktor“ in eine neue Staffel. Er scheint die Rolle seines Lebens gefunden zu haben.

Als treu und fleißig gilt der Steirer bei unseren österreichischen Nachbarn gemeinhin. Jedenfalls, wenn es um die guten Seiten der Menschen aus der Steiermark geht. Und wenn man sich Hans Sigl und sein Leben so ansieht, ist man fast geneigt, die Klischees zu glauben.

Mit der neuen Staffel des „Bergdoktor“ beginnt für ihn am Donnerstagabend (ZDF, 20.15 Uhr) das zwölfte Jahr als Dr. Martin Gruber. Das spricht zumindest für Treue und Fleiß. Sigl nennt es lieber Kontinuität. Es gebe eben verschiedene Schauspieltypen, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Der eine ist gerne am Theater oder in einem festen Ensemble und liebt die kontinuierliche Arbeit, und andere springen von einem Projekt zum nächsten. Ich kann eben eher der Kontinuität etwas abgewinnen.“

Zivildienst im Krankenhaus prägte Hans Sigl

Sigl wurde 1969 in Rottenmann geboren, eine der ältesten Städte Österreichs und rund 100 Kilometer nordwestlich von Graz gelegen. Dort, zwischen riesigen Wäldern und 2000 Meter hohen Bergen, wuchs er auf. Und zwar – wie sollte es anders sein – auf einem Bauernhof. Als sehr frei hat er seine Kindheit einmal beschrieben. Ein Theater aber gibt es in Rottenmann nicht. Mit dem klassischen Schauspiel kam Sigl erst einige Jahre später in Berührung. Da zog die Familie nach Innsbruck. Am Tiroler Landestheater lernte er die Bühnenklassiker und machte dort schließlich eine Ausbildung zum Schauspieler und Tänzer.

Heiko (Stephan Kampwirth, l.), Hermine (Nadeshda Brennicke, M.) Martin (Hans Sigl, r.) sind beim Winterspecial von „Der Bergdoktor
Heiko (Stephan Kampwirth, l.), Hermine (Nadeshda Brennicke, M.) Martin (Hans Sigl, r.) sind beim Winterspecial von „Der Bergdoktor" mit dabei. © ZDF | Bernd Schuller

Aber noch etwas lernte er in jener Zeit, das ihm heute als „Bergdoktor“ eine Hilfe ist: medizinische Versorgung. Sigl leistete seinen Zivildienst im Innsbrucker Krankenhaus. „Das Thema Medizin ist mir schon nahe“, sagt er. In seiner Zeit in der Klinik sei er auch mit dem Tod und schweren Krankheiten in Kontakt gekommen. „Natürlich prägen solche Erfahrungen.“ Arzt im wahren Leben habe er aber nie werden wollen.

Das Fernsehen zog ihn zurück in die Berge

Stattdessen stand Sigl einige Jahre in Innsbruck auf der Bühne, später noch bei der renommierten Shakespeare-Company in Bremen. Und auch wenn es erst mal merkwürdig klingt: Der Weg von Shakespeare zum „Bergdoktor“ ist für Sigl gar nicht so weit. „Die Geschichten, die wir erzählen, sind doch mindestens genauso emotional wie manches Shakespeare-Stück – vielleicht nicht ganz so blutrünstig.“ Schon in seiner Bremer Zeit aber zog es Sigl zum Fernsehen.Und das Fernsehen zog ihn zurück in die Berge. Er spielte Rollen bei „Der Bulle von Tölz“, „Forsthaus Falkenau“ oder „Schlosshotel Orth“.

Und dann schließlich über fünf Jahre Major Andreas Blitz bei „Soko Kitzbühel“. „Ich habe mein Zuhause im Fernsehen gefunden“, sagt Sigl heute. Nun also der „Bergdoktor“. Was begeistert ihn und die Zuschauer so sehr an alpinen Serien? „Die Berge sind einfach wahnsinnig schön. Für das Publikum bieten die Landschaft und die Geschichten eine Art Realitätsflucht im besten Sinn. Man kann einfach gut abschalten dabei. Für mich als Österreicher aber sind die Berge mein natürliches Habitat.“

Sigl zieht sich gern zum Meditieren zurück

Sein Zuhause allerdings ist schon lange nicht mehr Österreich, sondern Bayern. Am Ammersee lebt Sigl in einer Patchwork-Familie. Mit seiner Frau Susanne, einer Fotografin, ist er seit 2008 verheiratet. „So viel zum Thema Treue“, sagt er lachend. Sie brachte drei Kinder mit in die Ehe, er hat aus einer früheren Beziehung mit der Schauspielerin Katja Keller („Die Rosenheim-Cops“) noch einen Sohn.

Wenn im Hause mal zu viel Trubel ist, zieht er sich zum Meditieren zurück. Dabei kommt der 1,90 Meter große Sigl zur Ruhe. Selbst CDs zum Thema hat er aufgenommen. „Ich denke, wenn man beginnt, sich unwohl zu fühlen, ist es der richtige Zeitpunkt, sich hinzusetzen und mal zehn Minuten auf seinen Atem zu hören“, sagt er. Und dann geht’s weiter.

Bald auch mit den Dreharbeiten für neue „Bergdoktor“-Folgen. „Abnutzungserscheinungen gibt es nicht“, stellt er klar. Was er sich einmal erarbeitet hat, gibt ein Steirer nicht so schnell auf. „Es ist in unserer schnelllebigen Zeit schließlich nicht selbstverständlich, dass sich eine Reihe so lange hält.“

• Donnerstag, 10. Januar, 20.15 Uhr, ZDF: „Der Bergdoktor“