Essen. Was passiert eigentlich nach einem Happy End? Der TV-Film „Bist du glücklich?“ (ARD) beantwortet die Frage mit ziemlicher Tristesse.

Filme über das Ende eines einst glücklichen Paares sind heikel. Um Zuschauer beseelt zurück in die Realität zu entlassen, eignet sich das klassische Happy End besser. Aber manchmal ist der Anspruch ein anderer.

Dann geht es darum, zu gucken, was passiert, wenn das Happy End schon eine Weile zurückliegt. Darum, ein bisschen näher am echten Leben zu sein. „Blue Valentine“ oder „Take This Waltz“ sind traurig-schöne Beispiele aus der jüngeren Kinogeschichte. Jetzt gesellt sich der ARD-Film „Bist du glücklich?“ dazu.

Gut gespielt, aber trist

Und da ist sogar noch Hoffnung, denn die von verletzenden Sticheleien geprägte Fahrt zum Verkaufstermin für ihr Wochenendhaus endet für Sonja (Laura Tonke) und Marc (Ronald Zehrfeld) mit einer Überraschung: Sie müssen noch einmal dort übernachten, die Käufer verspäten sich angeblich.

Die indiskreten, aber immerhin sympathischen Nachbarn (Eleonore Weisgerber und Günther Maria Halmer) haben da etwas getrickst, um die jungen Freunde zu ihrem Glück zu zwingen. Denn sie ertragen die Trennung des Paares nicht – und repräsentieren damit alle Träumer unter den Zuschauern, die sich aus Prinzip ein Happy End wünschen. Theoretisch. Denn der Film (Regie: Max Zähle) befördert diesen Wunsch nicht gerade.

„Früher habt ihr euch schöner gestritten“

Die Rückblicke auf den Beginn von Sonjas und Marcs Liebe – diese Gelegenheit, Zuschauer für sie einzunehmen: Sie verstreicht ungenutzt. „Wenn ich alleine bin, hab ich niemanden, der mir keine Blumen mitbringt“, erklärt Sonja Marc beim Kennenlernen.

Gut, sie ist gern allein. Das macht ja nichts. Es wird dann nur nicht klar, wie und warum Marc sie davon überzeugt, dass es zu zweit besser wäre.

„Früher habt ihr euch schöner gestritten“, sagt der Nachbar, befremdet von der Gehässigkeit, die sich zwischen seinen Freunden nach 13 Jahren Beziehung breitgemacht hat. Es folgt eine Rückblende auf einen dieser schöneren Streits, in dem es darum geht, ob man die Paprika vor oder nach dem Schneiden wäscht.

Besserwisserei und destruktive Konkurrenz

Das ist sehr gut und glaubwürdig geschrieben, gespielt und inszeniert, aber dennoch: Ein Paar, dass offenbar von Anfang an gestritten hat, bei dem die Zuneigung nur überdeckt hat, dass sie sich überbieten wollen mit Besserwisserei, dass sie auf destruktive Weise in Konkurrenz stehen – Spaß macht das nicht.

Filmfiguren müssen nicht alle zum Verlieben sein, aber eine Geschichte funktioniert doch besser, wenn man sich mit den handelnden Personen irgendwie identifizieren kann. Sonjas Spitzen gegen Marc sind in der Menge und der Heftigkeit nicht leicht zu ertragen.

Schwer, über die Macken hinwegzusehen

„Liebe ist die Fähigkeit, über die Macken des anderen hinwegzusehen“, sagt Marc. Damit gibt Autor David Ungureit ein schönes Plädoyer ab für die Langzeitbeziehung. Er wagt sogar einen Hauch Optimismus. Aber bis dahin haben seine Figuren so viele Macken gezeigt, dass es, bei aller Liebe, schwer ist, über sie hinwegzusehen.

Fazit: Eigentlich ein Film zum Trost von Singles: Bleibt allein, scheint er zu sagen, zu zweit zu sein ist schlecht. Das aber sagt er auf hohem Niveau.

Der Film läuft am Mittwoch um 20.15 Uh, ARD.