München. Der Ex-Kinderstar Elle Fanning kommt als Frankenstein-Autorin „Mary Shelley“ ins Kino. Allüren hat sie keine. Leidenschaft schon.

20 Jahre ist Elle Fanning alt – und hat schon 17 Jahre Berufserfahrung. Zusammen mit ihrer vier Jahre älteren Schwester Dakota gehörte die Tochter zweier Sportlehrer zu den gefragtesten Kinderstars Hollywoods. Mit acht Jahren spielte sie an der Seite von Brad Pitt („Babel“), mit zwölf drehte sie mit Starregisseurin Sofia Coppola („Somewhere“). Ihre Rolle als Prinzessin Aurora im Disney-Spektakel „Maleficent“ mit Angelina Jolie etablierte sie für Großproduktionen.

Doch bewusst entscheidet sich Fanning, die auch das Gesicht des Luxuslabels Miu Miu ist, immer wieder für eigensinnige Produktionen. Ab dem 27. Dezember ist sie im Film der saudischen Regisseurin Haifa Al-Mansour als „Mary Shelley“ zu sehen. Die Literatin erkämpfte sich einst ihren Platz zwischen Romantik-Poeten wie Lord Byron und schuf die visionäre Erzählung „Frankenstein“.

Sie drehen sehr häufig mit Regisseurinnen – auch „Mary Shelley“ wurde von einer Frau inszeniert. Ein Zufall?

Ich fand die Geschichten großartig. Und es ergab sich, dass die von Frauen inszeniert wurden. Bei „Mary Shelley“ war das aber etwas ganz Besonderes. Denn Haifaa Al-Mansour kommt aus Saudi-Arabien, wo Frauen nicht Regie führen dürfen. Bei ihrem Erstlingsfilm musste sie sich in einem Kombi verstecken und so tun, als würde sie nicht arbeiten. Es war für sie sehr emotional, als sie zum ersten Mal an unser Set kam und hier willkommen war.

In Ihrem Leben scheinen grundsätzlich Frauen eine wichtige Rolle zu spielen – zum Beispiel Ihre Schwester und Kollegin Dakota.

Elle Fanning als Mary Shelley in einer Szene des Films „Mary Shelley“.
Elle Fanning als Mary Shelley in einer Szene des Films „Mary Shelley“. © dpa | -

Meine ganze Familie ist geprägt von starken Frauen. Meine Großmutter lebt bei meiner Mutter und mir. Ich habe auch ein sehr enges Verhältnis zu meiner Cousine und meiner Tante. Und meine Schwester respektiere ich total. Wir stehen uns sehr nahe.

Sie beide sind also keine Konkurrentinnen?

Im Gegenteil. Sie empfindet mir gegenüber eher Beschützerinstinkte. Wir sind beste Freundinnen. Und sie lässt mich auch Zeit mit ihren Freunden verbringen.

Haben Ihre Eltern Sie beide eigentlich zur Schauspielerei getrieben?

Überhaupt nicht. Die wollten eher, dass wir Tennisspielerinnen werden. Für unsere Familie war Schauspielerei eher merkwürdig. Die begriffen nicht, was das eigentlich für ein Beruf sein sollte. Wir lebten auch nicht in Los Angeles. Aber meine Schwester wollte das unbedingt machen – und so wollte ich das auch ausprobieren. Das Erlebnis deines ersten Films ist unvergesslich. Auf einmal befindest du dich in einer Welt, wo du dich verkleidest und spielst. Davon kann ich nicht genug kriegen.

Sie wirken immer so nett, lachen ständig. Kann man sich mit dieser Freundlichkeit wirklich in der Branche durchsetzen?

Sie kennen mich nicht gut genug. Ich bin sehr emotional, deshalb habe ich ein großes Temperament. Wenn ich mal ausflippe, dann aber richtig. Meine Wut ist genauso heftig wie meine gute Laune. Die Leute sind dann immer ganz überrascht.

Was macht Sie denn wütend?

Mir fällt jetzt kein Beispiel ein. Aber weil ich eben ein leidenschaftlicher Mensch bin, kriege ich manchmal Frustrationen. Und dann kracht es.

Bei Drehs?

Nein, da halte ich mich zurück. Ich hatte noch nie einen Wutausbruch am Set. Zum Teil reagiere ich mich beim Sport ab. Ich habe zum Beispiel Boxen für mich entdeckt, um Wut abzubauen.

Oder bekamen Sie wegen Ihrer Wutausbrüche Probleme in der Schule?

Da auch nicht. Mein Problem war damals eher, dass ich ständig in Ohnmacht fiel. Als Teenager wuchs ich teilweise 20 Zentimeter pro Jahr, und da bekam ich Probleme mit meinem Blutdruck. Ich dachte mir: Egal, dafür werde ich berühmt sein.