Hamburg. Eigentlich ist „Stubbe“ schon in Rente. Jetzt spielt Wolfgang Stumph im „ZDF“ noch einmal den Ermittler. Im Interview verrät er, warum.

Es hatte ein Abschied für immer sein sollen. Damals, im Januar 2014. Da schickte Wolfgang Stumph seinen melancholisch-feinsinnigen Ermittler Wilfried Stubbe in die Fernsehrente. Nach fast 20 Jahren bei der Hamburger Kripo.

Doch ist das Leben mit der Rente nicht vorbei. Nicht mal für eine Fernsehfigur. Stubbe ist wieder da. Am Samstag geht er noch einmal auf Tätersuche – wenn auch etwas unvermittelt während eines Erholungsurlaubes mit Lebensgefährtin Marlene (Heike Trinker) auf einer Nordseeinsel.

Herr Stumph, nach fast fünf Jahren Pause kommt ein neuer „Stubbe“-Film. Mal ketzerisch gefragt: Warum?

Wolfgang Stumph: Ich möchte den Kredit, den die Figur Stubbe bei den Zuschauern über zwei Jahrzehnte aufgebaut hat, nutzen, um meine Sichtweise auf die Dinge zu zeigen. Deshalb wollte ich auch, dass die Zuschauer den Stubbe wiedererkennen. Warum soll ich jetzt dem Mainstream nachgehen und sagen, ich drehe nur noch mit Drohnen, mit SEK und quietschenden Reifen? Ich will unverwechselbar bleiben. Von den anderen gibt es genug. Eine Rolle muss ja auch mit mir, mit meinem Leben, meinem Wissen zu tun haben und von meinen Erfahrungen geprägt sein.

Wilfried Stubbe ist ja inzwischen schon so etwas wie Fernsehgeschichte.

Wenn Leute zu mir kommen und sagen: Mit Ihnen bin ich aufgewachsen, dann ist das doch ein Geschenk. Das ist toll. Das ist eine Verantwortung, bei sich zu bleiben und Qualität abzuliefern.

Sie wurden immer wieder als „Vorzeige-Ossi“ verspottet – oder andersherum als „Botschafter des Ostens“ geehrt. Wie sehen Sie sich?

Auch die Westdeutschen sehen mich nicht nur als den plakativ betitelten „Vorzeige-Sachsen“. Sondern als einen, der beide Seiten, manchmal tragisch, manchmal auch komisch, aber immer authentisch zeigt. Das war immer mein Ziel: Ich wollte beiden Seiten den Spiegel vorhalten. Da kommt bei mir der Kabarettist durch.

Dennoch sind Sie in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit Ihrer ostdeutschen Heimat verbunden.

Vielleicht bin ich durch Stubbe und manche Komödien wie „Go Trabi Go“ oder „Salto Postale“ immer mehr zu einem Sprachrohr des Zusammenwachsens geworden. In den Figuren konnten sich Ost- und Westdeutsche wiederfinden. Ich habe aber schon einen gesamtdeutschen Blick auf unsere Geschichte und die Probleme der Welt. In Zeiten der Globalisierung darf man nicht lokal-national denken.

Würden Sie sich selbst als Volksschauspieler bezeichnen?

Ich bin Menschendarsteller. Ich nutze vielleicht das bisschen schauspielerische Talent, das ich habe. Ich forme meine Figur ja nicht erst, wenn ich das Drehbuch habe, sondern schon ab der Idee. Und Figuren, bei denen ich das nicht mache, tragen kein „St“ im Namen. Es macht mir aber auch riesigen Spaß, einfach mal nur zu spielen. Wie in „Keinohrhase“ oder „Salami Aleikum“.

Der neue „Stubbe“-Film läuft Samstag, „ZDF“, 20.15 Uhr.