Essen. Die Doku „Heißes Pflaster Stadt“ zeigt, wie Pflanzen das Stadtklima beeinflussen und Geist sowie Seele der Bewohner beruhigen können.

Die Menschheit hat ein Problem. Schon heute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, 2050 werden es zwei Drittel sein. Das stellt die Kommunen vor massive Probleme. Lärm und Feinstaub machen krank, die Überhitzung der Ballungsräume beeinflusst das Weltklima: 2018 wurden viermal so viele heiße Tage gemessen wie 1990. Können wir unsere Städte retten?

Die gute Nachricht ist: Es gibt Rezepte, wie urbane Betonwüsten mit relativ wenig Aufwand und Kosten wieder in ansprechende Lebensräume verwandelt werden können – durch üppige Bepflanzung.

Es muss nicht gleich ein ganzer Wald am Stadtrand sein oder ein großer Park mittendrin. „Jedes bisschen Grün hilft“, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, der die gesundheitsfördernde Wirkung von Natur an einem Wiener Institut erforscht. Jedes Grün wirke wie ein „Miniurlaub fürs Gehirn“.

Ein Park als Beruhigungspille

Pflanzen kühlen und temperieren Gebäude. Sie reinigen die Stadtluft und binden das Wasser nach starken Regenfällen. Sie sind ausgezeichnete Schallschlucker. Und sie beruhigen Geist und Seele – wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die in der Nähe von Grünanlagen leben, weniger aggressiv sind und sich in ihrer Umgebung auch sicherer fühlen.

All das mag nicht wirklich neu sein. Denn nicht ohne Grund folgen immer mehr Großstädter begeistert naturnahen Trends wie Waldbaden oder entspannen sich beim gemeinschaftlichen Guerilla-Gärtnern.

Der Verdienst der ORF-Dokumentation, die 3sat anlässlich der UN-Klimakonferenz in Kattowitz zeigt, besteht darin, dass sie die neuesten, akademisch gesicherten Erkenntnisse zum Thema in einem Film zusammenfasst.

Singapur ist „Asiens grünste Stadt“

Dafür haben die Filmemacher Peter und Claudia Giczy nicht nur ein erhellendes Pilotprojekt der TU Wien begleitet. Sie haben auch Architekten und Stadtplaner in anderen Teilen der Welt befragt und wegweisende Lösungskonzepte zusammengetragen.

Singapur ist „Asiens grünste Stadt“, weil wuchernde Pflanzen ganze Hochhäuser umhüllen. In Los Angeles entstehen vertikale Farmen, wo Gemüse und Salat in Etagen angebaut werden, um die Nachbarn ohne lange Anfahrtswege versorgen zu können.

Und in Masdar City, einer Reißbrettstadt unweit von Abu Dhabi, ist es wegen der gut durchdachten, nachhaltigen Begrünung 30 Grad kühler als in der Hauptstadt der Emirate.Dazu zeigt der Film viele schöne Bilder von glücklichen Stadtmenschen, die sich in ihrer baumreichen Umgebung wohlfühlen.

Blick aufs Grüne reduziert messbar Stress

Den Zuschauern dürfte es bei dieser animierenden Dokumentation ganz ähnlich ergehen, selbst wenn sie nicht gleich ein Apfelbäumchen vor der eigenen Haustür pflanzen.

Allein der Blick aufs Grüne – ob vor dem Fenster oder eben auf dem Bildschirm – wirkt heilend, heißt es. Und führt binnen Minuten zu einer messbaren Stressreduktion.

Fazit: Anregende Dokumentation über die vielfältigen Möglichkeiten, die Stadtprobleme der Zukunft auf effektive Weise zu lösen.

3sat, Mittwoch, 12. Dezember, 20.15 Uhr