Berlin. Seit 20 Jahren erklärt Aiman Abdallah im Wissensmagazin „Galileo“ auf ProSieben die Welt. Die Experimente drehen sich um Alltagsfragen.

Das Erste, was man denkt, als Aiman Abdallah aufsteht, um einem die Hand zu schütteln: Es stimmt, was Fans in Foren sagen, er hat was von George Clooney. Dabei hat der 53-Jährige solche Vergleiche eigentlich gar nicht nötig.

Schließlich hat er das geschafft, was nicht viele im schnelllebigen TV-Geschäft schaffen: Er moderiert seit zwanzig Jahren ein und dasselbe, ziemlich erfolgreiche tägliche TV-Format: Am 30. November 1998 feierte das Wissens-Magazin „Galileo“- Premiere – und 5.139 Ausgaben später erklärt Abdallah immer noch die Welt: „Und zwar so, dass es ein Zwölfjähriger verstehen kann“, sagt der Moderator über das Konzept seiner Sendung.

Ging es in der ersten Sendung noch um Themen wie Handlesen oder darum, ob Lachen gesund ist, so wurden die Beiträge mit den Jahren immer aufmerksamkeitsheischender. Man könnte auch sagen, absurder: 2014 etwa brüteten vier Teilnehmer als menschliche Hühner 21 Tage lang im Schichtbetrieb Hühnereier auf ihren Bäuchen aus, bis die Küken schlüpften.

Ebenfalls 2014 ließ Galileo einen Reporter eine Woche lang in einer Glaskasten auf einem öffentlichen Platz in Essen leben – ein Experiment in Sachen Privatsphäre.

Abdallah war mal Rugby-Nationalspieler

Das mag für manche mehr nach Spektakel klingen, aber: „Die Experimente drehen sich immer um Alltagsfragen“, sagt Abdallah. „Wir sind einfach nah an der Welt des Zuschauers“. Für Abdallah ist diese Nähe das Erfolgsgeheimnis der Sendung. Tatsächlich machte „Galileo“ Fakten schon sehenswert, als „Faktencheck“ noch klang wie etwas, was ein Archivar in einer Bibliothek zusammensucht.

Und so schwimmt Galileo heute, in der Ära von „Fake News“, ganz oben auf der Welle des Zeitgeists. „Wir haben gerade jetzt eine noch größere Verantwortung, aufzuklären“, sagt Abdallah, „wir wollen die Leute dazu anregen, alles zu hinterfragen.“

Deshalb gibt es auch ab sofort den „Factual-Dienstag“ auf ProSieben: mit der Reportage-Reihe „Uncovered“ und dem Magazin „10 Fakten“. Apropos Fakten, über Abdallah selbst kennt man nur zwei Tatsachen: Seine Eltern stammen aus Ägypten und er war mal Rugby-Nationalspieler.

Verwechslung mit dem Astronomie-Gelehrten

Liebesleben? Homestorys? Urlaubsfotos? Gibt’s alles nicht. Das ist für einen Moderator eines Privatsenders, der so lange im Geschäft ist, schon ziemlich erstaunlich. „Ich glaube, dass ich meinen Job sehr gut erfüllen kann, ohne aus dem Nähkästchen zu plaudern“, sagt Abdallah dazu. Diese Zurückhaltung in einem so Schlagzeilen-hungrigen Geschäft ist ziemlich gewagt – aber auch ziemlich schlau.

Denn je weniger der Zuschauer über den Mensch Abdallah weiß, desto eher kann er sich mit dem „Galileo“-Moderator Abdallah identifizieren. Andere TV-Gesichter werden auf der Straße von Selfie-Jägern gestalkt oder kriegen Heiratsanträge – Abdallah dagegen bekommt Themenvorschläge. Oder erlebt lustige Namensverwechslungen. „Letztens meinte einer zur mir: Sind Sie nicht dieser Galileo Galilei?“, sagt Abdallah und lacht zufrieden. Tatsächlich: Die Verwechslung mit dem Astronomie-Gelehrten scheint für ihn ein weit aus größeres Kompliment zu sein als jeder George-Clooney-Vergleich.

K Galileo, ProSieben, 30. November, 19.05 Uhr