Essen . Im neuen „Spreewaldkrimi“ kehrt Nadja Uhl in ihre Heimat zurück. Der Film reißt einen mit, weil er mehr zu bieten hat als nur Krimi.

Von einem Armbrustbolzen tödlich auf seinem Boot verwundet kann Anwalt Malchow mit letzter Kraft noch einen Notruf an die Polizei absetzen, dann treibt sein führerloser Kahn ein Wehr hinab. Die Aufklärung des gewaltsamen Todes stürzt Kriminalrat Thorsten Krüger (Christian Redl) in der neuen Folge des „Spreewaldkrimis“ (Montag, ZDF, 20.15 Uhr) in tiefe Konflikte.

Denn tatverdächtig ist Krügers Bekannte Tanja Bartko (Nadja Uhl), die nach fast einem Jahrzehnt mit Sohn und neuem Lebensgefährten in den Spreewald zurückgekehrt ist, um auf einem geerbten Grundstück ein Hotel zu errichten.

Schon damals, als Tanja ihre Heimat verließ, nachdem ihr Mann ermordet worden war („Der Tote im Spreewald“, 2010), hatte Krüger mehr als nur Sympathie für die traumatisierte junge Frau empfunden. Nun ist er hin- und hergerissen zwischen Gesetz, Wahrheit und persönlicher Zuneigung.

Harte Schnitte und atmosphärische Wechsel der Zeitebenen

Von Anfang an nahm der „Spreewaldkrimi“ eine Sonderstellung unter den einschlägigen Fernsehfilmen ein. Nicht die Ermittlungsarbeit Krügers und seiner Mitarbeiter Fichte (Thorsten Merten) und Seefeld (Claudia Geisler) steht im Vordergrund – es geht um die seelischen Befindlichkeiten der Figuren, um die alles überdeckenden kleinen und großen menschlichen Dramen hinter der eigentlichen Tat.

Marlene Seefeldt (Claudia Geisler) am Fundort der Leiche.
Marlene Seefeldt (Claudia Geisler) am Fundort der Leiche. © ZDF und Philipp Kirsamer (screen | Hardy Spitz/ZDF

Und die Hauptrolle spielt, was immer auch geschieht, die geradezu mystisch anmutende Landschaft mit ihren baumbeschatteten Kanälen. In „Tödliche Heimkehr“, dem neuen und inzwischen elften Fall der „Spreewaldkrimi“-Reihe, wird das noch deutlicher. Vertraut sind die harten Schnitte, die zahlreichen Rückblenden, die atmosphärischen Wechsel der Zeitebenen. Autor Thomas Kirchner, der eine alte Geschichte mit Tanja Bartko aufgegriffen und weiterentwickelt hat, bereitet Regisseur Jan Fehse den Weg zur psychologischen Verdichtung.

Der Film taucht in die Legendenwelt der Region ein

Immer wieder wird Krüger von seinen Erinnerungen heimgesucht. Dann tauchen kurze Originalszenen aus „Der Tote im Spreewald“ aus dem Nebel der Vergangenheit auf. Ein solcher Nebel, tatsächlich und im übertragenen Sinn, liegt schwer auf dem Film, dessen melancholischer Erzählton umso düsterer und geheimnisvoller wird, je tiefer er in die regionale Legendenwelt eintaucht. Denn in dem verwunschenen Märchenwald (Kamera: ­Philipp Kirsamer) haust diesmal zusätzlich der Drache Plon, eine sorbische Sagengestalt, die für Glück und Wohlstand steht.

Die suggestive Kraft der ruhig fließenden Geschichte ist enorm – allerdings muss sich der Zuschauer zwischendurch immer mal wieder in Erinnerung rufen, dass es sich letztlich ja doch um einen Krimi handelt. Erst kurz vor Schluss, wenn es um kriminelle Großinvestoren und die zweifelhafte Rolle internationaler Schiedsgerichte geht, wenn auch Plon dem Spreewald den Rücken gekehrt hat, wird klar, was in tragischer Konsequenz zum Tod des Anwalts geführt hat.

Fazit: Kriminalrat Krüger ermittelt in einem verwunschenen Märchenwald und kämpft gegen die Gespenster seiner Vergangenheit.

• ZDF, Montag, 26. November, 20.15 Uhr